Full text: [Rezension:] Berthold des Franziskaners deutsche Predigten aus der zweyten Hälfte des dreyzehnten Jahrhunderts (..), hrsg. von Christian Friedrich Kling. Mit einem Vorwort von Dr. A. Neander. Berlin 1824

Altdeutsche Predigten. 
XXXII. Bd. 
Im 
iW 
Betrachtung geneigter Handwerksleute entspannen; in Frank 
reich wurde tisserami (Weber) zu einem allgemeinen Ketzerna 
men. ' Die Swirder oder Sifrider passen auf keinen der 
lat. Namen; da mir kein Ketzer Sifried bekannt ist, ziehe ich 
die erste Lesart vor, der aber doch auch ohne die Annahme einer 
Entstellung^nicht zu helfen ist. Rein her gedenkt, cap. 6, der 
SiscidensesV^obw wären gemeint die suestri, suesiriones, fratres 
et sorores liberi Spiritus (Schrö k h XXIX, 658, 65g)/ wel 
ches Wort einige aus dem deutschen Schwester, andere aus dem 
lat. su-estri (qui more su<|> vivunt) deuten, vgl. Du Gange 
v. suestri. Nur muß die letzte Deutung dem Berthold unbe 
kannt gewesen seyn, der, indem er die allgemeine deutsche Benen 
nung Ketzer von dem Thier Katze ableitet, hinzufügt (S. 
3o2) / daß man sie nicht miuser, vogeler, swiner, geizer 
nach Maus, Vogel, Schwein und Geiß nenne. Ohne also über 
Swirder zu entscheiden, will ich einiges über das Wort Ketzer 
anmerken. Die Ableitung von Katze hat der Prediger schwerlich 
ersonnen, auch andere haben sie vorgegeben, z. B. Xianus libro 
i , contra Valclenses £ catari dicuntur a calo, quia osculan- 
tur posteriora cati, in cujus specie, ut dicunt, apparet eis 
Lucifer, welche abgeschmackte Ursache Berthold nicht berührt, 
sondern wirklich sehr sinnreich den Namen aus dem heimlichen 
schleichenden Wesen und dem schädlichen Athem der Katze, mit 
treffenden Nutzanwendungen erläutert. Selbst wie sie in die Schüs 
sel mest oder giftige Dinge beleckt, hat er der Natur dazu abge 
lauscht. Diese Ansicht war wohl damals allgemeiner verbreitet. 
Sie stimmt zu einer schönen Stelle über die Ketzer im Freygedank 
(2b, vgl. Liedersaal 2, 565), die verdient ausgehoben zu wer 
den : 
l®' 
06/ 
Swer cristes lere welle sagen, 
der sol sin lere ze liebte tragen, p 
so muoz der ketzer lere sin 
in winkeln unde vinsterin; 
hie sol man erkennen bi, 
wie ir lere geschaffen si! 
Got hat geschaffen manigen man, 
der glas von eschen machen kan, 
und schepfet daz gla^, wie er wil, 
nu dünket die ketzer gar ze vil, 
daz got mit siner geschepfede tuot 
allez, Uaz in dünket guot. 
Sie enwellen nicht glauben han, 
daz ieman nach tbde möge erstan; 
daz got den man geschaffen hat, 
daz ist gr^ezer, dan daz er erstat. 
W\ Vi 
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