Altdeutsche Predigleo,
finden, setzen jene gesetzlichen Regeln, die das Taugliche, das
sich mit dem Ketzerthume gemischt hatte, beybehielten, aufge
kommen^ Daher das gleiche Gelübde der Armuth und der
nähere Umgang mit dem Volke. Das beschauliche geistige Le
ben, das unter gemeinen, unwissenden Menschen zum Ver
derbnis; auszuschlagen drohte, sollten die gelehrten, der Kir
chensatzung kundigen Mönche zügeln. Wenn auch diese Vor
stellung unrichtig seyn sollte, und vielleicht umgekehrt aus
einer entarteten Unterabtheilung der Mönchsregel die ihnen
äußerlich nicht unähnliche Ketzerey entsprungen seyn könnte^,
oder noch lieber, wenn das beyden zum ersten Grund liegende
in dem Geist der ganzen Zeit gesucht werden muß; so läßt
sich, schon weil nah an einander stoßendes desto greller von
einander abstößt, begreifen, warum die Minoriten und Pre
diger eben die erbittertsten Ketzerfeinde waren. In der Ge
schichte des dreyzehnten Jahrhunderts erscheinen sie immer so,
voraus noch die Prediger, und durch ihren Einfluß wurden
auch in Deutschland Fürsten und Volk zu manchmal grau
samer Verfolgung armer, verführter Menschen aufgeregt. In
Teutonia lmiitae haefeses deteguntur et haeretici ilantjnis
puniuntur (annales Godefridi morachi ad ann. , 282). lEin
sonst sinnreicher, redlicher Dichter, der Verfasser des welschen
Gastes (noch vor. 121 b), scheut sich nicht, den schrecklichen
Spott in den Mund zu nehmen: der Herzog von Oester
reich lasse Ketzer sieden und braten, daß sich der Teufel daran
nicht die Zähne verbeiffe (eod. pal. 389, 194?), gleich als
verdiene der Feind aller Menschen mehr Rücksicht, die verirrten
Menschen weniger. ^ Wie, ketzer, bist dujjergent hie, fragt
Berthold (jetzt unter meinen Zuhörern)? Nü° wolle der al-
mehtige got, daz deheiner für mir (in meiner Gegenwart) 51.
Sie gent oucli niht ze frumen steten; sie gent ze den wilrcn
und ze den dorjern gerne und halt ze den kinden diu der
gense huetent andern velde♦ Und etewanne giengen sie gar
in geistlichem gewande und swernt (besser wohl swuoren) niL-t
durch dehein dinc, da hi wart man sie erkennen. Nü wan
deint si ir leben und ir ketzerie , rehtc als der inane, der
sich da wandelt in so manige wise. Also tragent nü die
ketzer swert u. mezzerlangez har> langez gewani und
swernt die eide nü Sie haeten etewanne den tot e geti
ten; wanne sie sprächen, got der haeten die cide verboten.
Und ir meiste^ habent sie in nü erloubet, daz sie eide
swern (S. 304. 3o5). Was er von der Tracht und Bewass-
nung der umstreifenden K/tzer jagt, ist merkwürdig; mit ihcer
Trennung von den Rechtgläubigen wurde auch die Abweichung