Altdeutsche Predigten.
XXXII. Bd.
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ganz sicher, seyen seihst nach Rom gegangen, sich Bestäti
gung zu holen; der Pflpst habe aber ihre Irrthümer erkannt,
sie abgewiesen und geächtet. Um ein Gegengewicht für sie zu
finden, seyen jeye gesetzlichen Regeln, die das Taugliche, das
sich mit dem Ketzerthume gemischt hatte, beybehielten, aufge
kommen, Daher das gleiche Gelübde der Armuth und der
nähere Umgang mit dem Volke. Das beschauliche geistige Le
ben, das unter gemeinen, unwissenden Menschen zum Ver-
derbniß auszuschlagen drohte, sollten die gelehrten, der Kir
chensatzung kundigen Mönche zügeln. Wenn auch diese Vor
stellung unrichtig seyn sollte, und vielleicht umgekehrt aus
einer entarteten Unterabtheilung der Mönchsregel die ihnen
äußerlich nicht unähnliche Ketzerey entsprungen seyn könnte,
oder noch lieber, wenn das beyden zum ersten Grund liegende
in dem Geist der ganzen Zeit gesucht werden muß; so läßt
sich, schon weil nah an einander stoßendes desto greller von
einander abstößt, begreifen, warum die Minoriten und Pre
diger eben die erbittertsten Ketzerfeinde waren. In der Ge
schichte des dreyzehnten Jahrhunderts erscheinen sie immer so,
voraus noch die Prediger, und durch ihren Einfluß wurden
auch in Deutschland Fürsten und Volk zu manchmal grau
samer Verfolgung armer, verführter Menschen aufgeregt, In
Teutonia multae haereses deteguntur et haeretici flammis
puniuntur (annales Godefridi monachi ad ann. 1232).
Wie, ketzer, bist du iergent hie (setzt unter meinen Zu
hörern)? fragt B e rthold: Nu wolle der almehtige got,
daz deheiner für mir (in meiner Gegenwart) si. Sie gent
ouch niht ze frumen steten; sie gent ze den wilren und
ze den dorfern gerne und halt ze den feinden^ diu der
gense huetent an dem velde. Und etewanne giengen sie gar
in geistlichem gewande und swernt (besser wohl swuoren) niht
dureh dehein dinc, da bi wart man sie erkennen. Nü wan
deint si ir leben und ir ketzerie , rehte als der mane, der
sich da wandelt in so manige wise. Also tragent nü die
ketzer swert u. mezzer^ langes har> langes gewant und
swernt die eide nü. Sie hauen elewanne den tot e gell
ten ; wanne sie sprachen, got der hseten die eide verboten.
Und ir meister habent sie in nü erloubet, daz sie eide
swern (@. 3o4. 3o5). Was er von der Tracht und Bewaff
nung der umstreifenden Ketzer sagt, ist merkwürdig; mit ihrer
Trennung von den Rechtgläubigen wurde auch die Abweichung
im Aeußern hervorstechender, und der Tonsur entsagt. Aus dem
Eidschwur haben sich vor^ und nachher manche Diffentienten
ein Gewissen gemacht. Cavent a juramento nee dicunt vere