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Altdeutsche Predigten.
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eher (für jede Aehre) einen hueter salzte. Das fyat Gott ge
than , und ze ieglichen menschen einen sunderlichen, ez si
junc oder alt, getouft oder ungetouft, einem ieglichen
cristenmenschen sunderlichen einen hueter und einen
enge! gegeben, und halt ieglichem Heiden und Hetzer und
jiiden und dajenen und iaiaren (Slaven und Tarraren werden
hier , den damaligen Volksbegriffen gemäß/ noch hinter Ketzer
und Juden geordnet); ez sin jene oder dise, die nach men
schen gebildet sint, der hat iegelichez sinen engel, der sin
huetet. S. 140: ez sprichet ein heilige, ez ensi nieman
so arger, ein habe eteliche tugent, di]i{ zem himelriche
gehcere. S. 189/ 190: Die Engel hatte Gott schnell und edel
geschaffen / daß sie desto ringfertiger an ihrer geistlichen Lauter
keit waren/ weil sie sich aber überhüben ihrer großen Schönheit/
so gab er dem Menschen den Leib (den horwigen, irdenischen
sag, den kothigen/ irdischen Sack)/ daß er demüthig wäre/ und
nicht in Hoffart verfiele; der Leib ist der Seele wie eine schwere
Rüstung und ein Berg auf dem Rücken. — Innere Güte und
Frömmigkeit geht über äußerliche Religionsübungen. Ja nü
sitze, wird S. 829 der Zuhörer apostrophirt/ und mach ein
criuze für dich. Und hißtest du ein guot herze, daz wcere
dir yil bezzer, danne alliu criuze, diu du machest* S. 3/,9:
Ihr Herren / ihr thut mir gar Leid darum/ daß ihr manchmal
zu St. Jakob laufet und reitet/ so daß ihr leicht in zwölf oder
zehen Wochen nicht zehen Messen höret. Das sage ich nicht
darum, daß ich St. Jakob seine Pilger entführen wollte, da
wäre er mir zu hoch, ich rede es um der Gerechtigkeit willen.
Ihr laufet dorthin und verkaufet daheim, daß eure Kinder und
Hausfrauen immerfort desto ärmer seyn müssen, und ihr selber
»nothaft u. gültehaft« (in Noth und Schulden steckt). Und ein
solcher mästet sich, daß er viel feister zurückkommt, als er aus
saht- , und hat dann viel zu sagen, was er gesehen, und läßt
(durch sein Geschwätz) niemand hören in der Kirche und Predigt.
Was fandest du dort? St. Jakobs Haupt. Das ist ein todtes
Bein und ein todter Schädel; das bessere Theil ist im Himmel.
Da kannst du mehr Gnaden finden an deinem Hoszaun (in deiner
Heimat), so der Priester in der Kirche Messe singt u. s. w.
S. 867: Manche hätten gerne sichtbare Zeichen vom Herrn.
Er thut auch täglich große Zeichen, man will es nur nicht dafür
halten, aus Gewohnheit. So ist ein großes Zeichen die Sonne,
nur daß ihr es gewohnt seyd, daß man nun Korn wirft in die
Erde, und daß Gott es verfaulen läßt, und aus dem faulen
Korn anderes wachsen läßt, daß alle Welt gelpeiset wird. So
macht er edlen Wein aus saurem Wasser. Denn die Reben
Lay