Full text: [Rezension:] Berthold des Franziskaners deutsche Predigten aus der zweyten Hälfte des dreyzehnten Jahrhunderts (..), hrsg. von Christian Friedrich Kling. Mit einem Vorwort von Dr. A. Neander. Berlin 1824

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Altdeutsche Predigten. 
XXXII. Bd. 
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und Beweisführungen unschicklich seyn sollten. Die eigentliche, 
in nichts dem-*sEnckatholjschen Glauben widerstrebende Theolo 
gie des Homileten mögen folgende Stellen bezeichnen. S. 69: 
Der Mensch soll getreulich von Gott glauben, was ihm das 
Christenthum sagt: Du solt niht ze vil und ze tiefe gedenken 
in dime heiligen glouben, wie dem und dem si, u. wie 
daz und daz gesin rniige. Wanne nü der lichte sunne den 
heiligen cristen glouben bezeichent, so sult eht ir niht 
vaste in die sunne sehen. Ez enhat nieman so starke ou* 
gen u. wil er ze lange u. ze vaste in die sunne, und in daz 
brehende rat der sannen sehen, er wirt als unmazen kranc 
an sinen ougen, daz erz niemer überwindet, oder er wirt 
gar blind, daz er niemer stich gesihet. Dieses wird in einer 
andern Predigt fast mit denselben Worten (solche Wiederholung 
gen der Lieblingsideen des Redners sind begreiflich, da er häufig 
und oft täglich und an verschiedenen Orten auftrat) eingeprägt: 
swer faste in die sunnen sihet, in den brehenden glast, 
der wirt von ougen so bcese, daz er ez niemer mer gesiht. 
Zeglicher wise als stet ez umbe den glouben, wer ze faste 
in den heiligen cristenglouben sihet, also daz in vil ge* 
wundert u. zetiefe darinne rumpelt mit gedenken. S. 4' 
Jeder habe Gott und seinen Nächsten lieb von allem seinem Her 
zen: swer daz t^ijit, der gan im selber (gönnt sich selber) 
guotes wol und aller sselicheit, des zerinnet im halt nie* 
mermere. Ich wil ein groz wort sprechen , er hat halt 
allez , daz got selber hat. S. 83o: Wer aber tödtlichen Haß 
hat, ist ein Mörder. Haß gegen einen, der dir kein Leid ge 
than, ist teuflisch; aber wenn dir auch einer Vater und Kind 
erschlagen hätte, sollst du dennoch sein Freund seyn. S. 209: 
Jedem Menschen, ohne Unterschied der Religionen, hat Gott 
eine.unsterbliche Seele verliehen, und laßt ihn durch Engel be 
hüten : als das kint lebende wirt an siner muoter libe, so 
giuzct im der engel die sele in , der almehlige got giuzet 
dem kinde die sele mit dem engel in. Und als ez njlr als 
lange gelebet, als ein hant mag umbe gekert werden, s£ 
muoz ez iemer u. iemer leben als lange als got lebet und 
mac niemer ersterben an der sele. S 16: Jedermann hegt 
seinen Acker, und hütet seinen Schah. Gott umfing seinen Acker 
(die Menschheit) mit zwey Mauern, und setzte ihm die Schaar 
der Enget zur H^te. Er muoste einem herren ein lieber 
acker sin, der ze ieglichem orte (in jede Ecke) einen hueter 
snetzte, der muesten vier ze einem acker sin. So wser 
im aber der ein gar lieber acker, der ze einem ieglichen
	        
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