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Altdeutsche Predigten.
XXXII. Bd.
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und Beweisführungen unschicklich seyn sollten. Die eigentliche,
in nichts dem-*sEnckatholjschen Glauben widerstrebende Theolo
gie des Homileten mögen folgende Stellen bezeichnen. S. 69:
Der Mensch soll getreulich von Gott glauben, was ihm das
Christenthum sagt: Du solt niht ze vil und ze tiefe gedenken
in dime heiligen glouben, wie dem und dem si, u. wie
daz und daz gesin rniige. Wanne nü der lichte sunne den
heiligen cristen glouben bezeichent, so sult eht ir niht
vaste in die sunne sehen. Ez enhat nieman so starke ou*
gen u. wil er ze lange u. ze vaste in die sunne, und in daz
brehende rat der sannen sehen, er wirt als unmazen kranc
an sinen ougen, daz erz niemer überwindet, oder er wirt
gar blind, daz er niemer stich gesihet. Dieses wird in einer
andern Predigt fast mit denselben Worten (solche Wiederholung
gen der Lieblingsideen des Redners sind begreiflich, da er häufig
und oft täglich und an verschiedenen Orten auftrat) eingeprägt:
swer faste in die sunnen sihet, in den brehenden glast,
der wirt von ougen so bcese, daz er ez niemer mer gesiht.
Zeglicher wise als stet ez umbe den glouben, wer ze faste
in den heiligen cristenglouben sihet, also daz in vil ge*
wundert u. zetiefe darinne rumpelt mit gedenken. S. 4'
Jeder habe Gott und seinen Nächsten lieb von allem seinem Her
zen: swer daz t^ijit, der gan im selber (gönnt sich selber)
guotes wol und aller sselicheit, des zerinnet im halt nie*
mermere. Ich wil ein groz wort sprechen , er hat halt
allez , daz got selber hat. S. 83o: Wer aber tödtlichen Haß
hat, ist ein Mörder. Haß gegen einen, der dir kein Leid ge
than, ist teuflisch; aber wenn dir auch einer Vater und Kind
erschlagen hätte, sollst du dennoch sein Freund seyn. S. 209:
Jedem Menschen, ohne Unterschied der Religionen, hat Gott
eine.unsterbliche Seele verliehen, und laßt ihn durch Engel be
hüten : als das kint lebende wirt an siner muoter libe, so
giuzct im der engel die sele in , der almehlige got giuzet
dem kinde die sele mit dem engel in. Und als ez njlr als
lange gelebet, als ein hant mag umbe gekert werden, s£
muoz ez iemer u. iemer leben als lange als got lebet und
mac niemer ersterben an der sele. S 16: Jedermann hegt
seinen Acker, und hütet seinen Schah. Gott umfing seinen Acker
(die Menschheit) mit zwey Mauern, und setzte ihm die Schaar
der Enget zur H^te. Er muoste einem herren ein lieber
acker sin, der ze ieglichem orte (in jede Ecke) einen hueter
snetzte, der muesten vier ze einem acker sin. So wser
im aber der ein gar lieber acker, der ze einem ieglichen