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Altdeutsche Predigten-
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 29
Dem Herausgeber dieser Predigten gebührt das ausdrück
liche Lob, mit Geschick und Kenntniß dabey verfahren zu seyn.
Ohne die alte Sprache gründlich zu verstehen, hat er doch dem Tert
fast überall sein Recht angethan, und ihn, wie man leicht merkt,
im Ganzen wohl begriffen. Einige Verstöße und Versehen habe
ich im Vorausgehenden angemerkt. Die Vorrede versprach ein
Wörterbuch, das im Laufe des Sommers 1824 erscheinen sollte,
aber nicht erschienen ist. Erfreulich wäre, wenn Hr. Dr. Kling
Lust und Muße gewönne, vorläufig und bis einmal mehr gesche
hen kann, noch einen zweyten Band der vorzüglichsten Reden
Berthold s nachfolgen zu lassen. Vielleicht hätte er oder ein
Dritter mittlerweile auch die Straßburger Handschrift, die zweyte
Heidelberger, so wie das eigentliche Verhältniß der lateinischen
zu prüfen Gelegenheit. Jakob Grimm.
Art. X. Organon der Heilkunst von Samuel Hahnemann, dritte
verbesserte Auflage. Dresden in der Arnoldischen Buchhand
lung , 1824.
23er) einiger Aufmerksamkeit auf den reichen Schah, den
Dr. Samuel Hahnemann der Arzneywissenschaft in seiner
neuen Heilmethode verspricht, ist es auffallend, wie wenig öffent*
lichen Antheil die Aerzte des österreichischen Kaiserstaates bis
her an diesem Gegenstände genommen. Außer Professor Bi
schofs^), und wenigen Andern, hat unseres Wissens noch
Keiner derselben seine Meinung über diese neue Methode
öffentlich bekannt gemacht. Es ist immer besser eine Sache ihrem
eigenen ruhigen Gauge zu überlassen, als sie vor ihrer weitern
Entfaltung mit einem fremden Maßstabe in ihrer Breite und Tiefe
anszumeffen.
Doch die Sache, wohin sie nun bereits gekommen, fängt an,
nicht mehr eine bloße Kontroverse unter Aerzten und Gelehrten zu
seyn, sie treibt ihre Wurzel schon in das wirkliche Leben, und
wuchert da um so stärker, je weniger sie fruchtbare Saat antrifft,
und je mehr das Erdreich für neue erotische und einheimische Setz
linge dieser Art aufgelockert ist. — Der Stand der Dinge for
dert ein ernstes Wort, und eine genauere Prüfung des neuen,
uns so hochgepriesenen Heilweges, scheint Pflicht für jeden redli
chen Arzt zu seyn. Doch darf an die neue Lehre kein frem
der Maßstab gelegt werden, sie muß aus ihrem tieferen Schacht
i) Ansichten über das bisherige Heilverfahren und über die ersten Grund
sätze der homöopathischen Krankheitslehre, von Ignaz Rudolph
Bischofs, Professor der medizinischen Klinik, und Primarärzte:c.
Prag, »Lig.
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