Full text: Die Gedichte Walthers von der Vogelweide

1IF, s. 69, 20. 
dies lied von Wolfram selbst, so würde nicht du wil im reime stehn, 
sondern du wilt, und es ivürden vermutlich die hecken und schwieri 
gen ausdrücke nicht fehlen, die schlechte nachahmer für seine einzige 
eigenthümlichkeit hielten, und hinter deren spracht und Wunderlich 
keit sie ihre gedankenarmut versteckten, [nicht einmahl was Lich 
tenstein s. 509, 14 so anstöfsig fand, des Wächters lere oder rat oder 
warnen, wie es Wolfram nennt, hat unser dichter aufgenommen 9 
sondern die liebenden hören nur eben des Wächters morgenlied und 
lassen sich dadurch warnen, s. 89, 35. 90, 10; wie freilich auch bei 
Wolfram in der ersten seiner fünf tagweisen, s. 1,1; in der fünf 
ten s. 7, 43 wird des Wächters gar nicht erwähnt.] — ich bin hier 
gezwungen, wiewohl es anmafsend scheinen kann, mit dieser meinung 
mich nur an kenner zu wenden, so lange man noch allerlei höchst 
kindischen urtheilen begegnet, Wolframs erzählung sei thcilweise 
chronikenartig, der Titurel sei von ihm gedichtet, nur später umgear 
beitet , mufs man von den kennern die trägen absondern, die sich 
zum gesetz gemacht haben immer fünf oder sechs jahr zurück zu 
sein, werden sie sich niemahls ans dem schlaf ermuntern, und auch 
das augenscheinliche nicht sehn? dafs z. b. der dichter des Parzivals 
bachischen, uns keine die Walther allenfalls erlebt haben könnte 
erhalten sind, aufser von 0. von Bodenlaube und von Singenberg, 
dies wäre vielleicht in anschlag zu bringen bei der frage ob die 
Sprüche s. 38, 10 —19 und daselbst in der anmerkung z. 1 — 20 un 
serem dichter zuzuschreiben sind, die lieder des verspotteten Leut- 
olds von Scven selbst heben in der handsclirift A (s. zu s. 85, 34) 
mit dem anfange eines tageliedes an, zu dem ich die fortsetzung 
nirgend finde, tageweisen zum gebrauch der ivächter hat gewifs nie 
ein namhafter dichter gemacht: wie alt ist aber Sitte und wort? 
in Crescentia bl. 71 a dö die lerclie sanc (gesanc) einen vrölichen 
ganc (sanc?), des morgenes, alse iz tagete, der wachtere sagete 
ubir alle die burc inere, daz sin herre comen were (in der Umar 
beitung z. 284 der kameraere). Herbort 1295 des morgens, do ez 
tagete, der wehter mere sagete, er rief von der zinnen e icli sie 
daz laut brinnen. 4179 der wehter uf der zinnen saz, sine tageliet 
er sanc daz im sin stimme erklanc von grözrne ddne. er sanc c ez 
taget schöne: der tac der schinet in den sal. wol uf, ritter, über 
al! wol uf! ez ist tac.’ Heinrich vom Türlein hie mit er zehant 
entslief, dar nach vil snelle rief der wahter an der zinne. nach der 
äventiure gewinne verslief er (Gawein) den morgen. Ulrich vom 
Türlein s. 65b schier si den wahtaere hört, der gein dem tage 
blies die wallt, in Gudrun 1530 heifst es von Horands ge sang am 
morgen wem mac er ze dienste als ungefiiege tagewise bringen? 
ivo die beziehung auf den Wächter verschwindet; wie in einer neue 
ren handschrifi ein lied wohl nur darum Ein tag weis überschrie 
ben ist ( Wackernagels lesebuch, 2. ausg. 1,5. 615) weil es anfängt 
Got gebe der lieben guoten tac, obgleich in derselben Strophe folgt 
und vergizze ir niemer an dem äbent guoter naht dar zuo. ] 
ireuXJUV 
A. 
H. AZ L . ,
	        
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