Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

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man einfaltige nicht so schnell darüber ausweisen kann. 
Darum merkt recht auf, und überhört kein Wort; denn 
jegliches ist gewogen und gemessen mit großer Kunst 
und Kraft. Die dem Teufel mit der Ehe entfliehen wol 
len, müßen zwei Fittiche haben. Das ist bezeichnet durch 
das Weib — die heilige Christenheit—, die dem Drachen 
entfloh (Apokal. 12, i—6.). Der erste ist, wie man 
recht und redlich dazu kommen soll. Der hat fünf Fe 
dern, das stnd fünferlei Leute die zur Ehe verboten sind. 
Wer die nicht vermeidet, den muß man scheiden oder er 
ist verloren, es sei denn daß der Papst ein Sonderliches 
thue um der Lande Noth willen an hohen Herren durch 
Friede und Gnade und der Christenheit zu nütze. Die ersten 
sind fleischliche Verwandte. Bis zum vierten Grade (zur 
vierten sippe) auf beiden Seiten muß man sic scheiden; ein 
solcher ist ein „mag"; ist es einerseits der dritte oder vierte 
und anderseits der fünfte, so soll man sie nicht scheiden, weil 
das so „möhlich" ist, aber sie sollen einander meiden, bis zum 
fünften auf beiden Seiten. Die Verwandschaft kann 
man aber berechnen vom Haupt aus: erster Grad Ge 
schwister— die Achseln, zweiter, Geschwisterkinder—Ellen 
bogen, dritter, Kinder, wo die Arme an die Hände stoßen, 
vierter, Kinder von diesen, wo dsb mittlere Finger an die 
Hand stößt. — Die zweiten sind „geschwägerliche" Ver 
wandte die in Ehe oder unehlich -gelebt haben mit dem, 
den du nieiden mußt wegen fleischlicher Verwandschaft, 
und die nahen Verwandten deines Ehgcniahls. Dies nach 
denselben Graden. Gibt man zwei Kinder mit ihrer 
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