Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

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anrufen, und Gott sonderlich danken für die Gnade, daß 
er uns die reine Jungfrau zu einer Sühnerin gegeben. 
Aber noch manche andere Gnade hat er uns erzeugt. 
Er ward so rein geboren, daß er erlöste die Seinen. 
Die Schuld Adams mußte ein Mensch büßen, der so 
irrin und tugendhaft und edel war, uüd so vollkommen 
als Adam, ehe er sündigte. Gott mußte die Menschheit 
annehmen, daß er von der Krankheit und Sterblichkeit 
uns erlöste, die von Adam allen anxrbte (vergl. p. 51—53). 
Dazu noch hat er uns eine Arzenei gemacht, die alle 
gesund macht, welche sie recht empfahen, Die hat ihn 
mehr gekostet als alles Silber und Gold, als Sonne 
und Mond und Sterne rc. Er hatte solche Liebe und Ernst 
dazu, daß er cs niemand anvertrauen wollte, als sich 
selber. Er machte sie in drei und dreißig ein halb Jah 
ren, und so meisterlich und künstlich, daß alle Engel sie 
nicht so gut gemacht hätten, wie viele tausend Jahre sie 
darob geseßen hätten. Sie kam ihn auch gar sauer an; 
er hat viel Armuth und Spott und blutigen Schweiß 
und den bittern Tod darob erlitten. Und da sie so edel 
war, theilte er sie in sieben Stücke. Und da sie ihn so 
hart ankam, da war seine Treue und Liebe s» groß, daß 
er sie den Menschen umsonst gab. Denn er wußte wohl, 
daß sie niemand nach Würden hatte bezahlen können. 
Da er den Tod Harum litt, fuhr er zur Hölle —- zur 
Vorstadt, nicht zur rechte» Hölle, und führte die, die ihn 
so lange dort angerufen in's Paradies. Da waren sic 
niit ihm bis zu seiner Auffahrt, und da führte er sie
	        
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