Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

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Mord, zu dem „mürhuse" zum Torney. — Oie dritte 
heißt Gunst der Sünden, wenn man einem andern gön 
net, was ihm Uebels geschieht an Leib und Seele oder 
Ehren oder Freunden. — Die vierte heißt Sünde der 
„Mithellünge" Das sind die Schmeichler, die zu allem 
waS einer thut, sagen: Ja Herr, eS ist wohlgethan. Ihr 
sollt niemand vertragen, den sahen, den schlagen rc. Es 
sei Unkeuschheit, Raub, Todschlag, Beschatzung der Ar 
men, so sagen sie: Ja Herr! Damit wird ein Land un 
glückselig gemacht. Der Herr denkt alles wahr. Und 
so du heute ein Schlechtes „gejaherrcst", so thut er mor 
gen ein zwiefach schlechteres. Du solltest sagen: „Nein 
Herr.' laßt es stehe». Das that euer Vater nicht. Ge 
denkt eures Adels und eurer Ehre, und zuvörderst Got 
tes, des Kaisers aller Könige". Ihr Rathgeber der jun 
gen Herren, ihr solltet sie aus der Freiheit nehmen und 
auf das Rechte weisen, oder ihr werdet mit ihnen ver 
dammt. So machen's auch arme Leute. Die Magd' sagt 
zur Frau, die einen Mann zu ihrem Manne hat: da- 
thut manche Frau; es ist nicht so große Sünde, wie man 
es macht rc. — Die fünften sind die, die Sünde schir 
men, die Aechter, Räuber, Ketzer, „fontherer", wißentlich 
schirmen in ihren Burgen oder Statten, und so diese Sün 
den fördern und mehren. — Die sechste ist Nutz der 
Sünde. So laßen geistliche und weltliche Richter um 
Lohnes willen allerlei Wucher und Betrug ungestraft, 
dem sie wehren sollten. So schirmen andere Sünde aus 
Gunst (durch Liebe). Mancher verbindet sich im Hand
	        
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