Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

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fünden hütet, hütet sich auch vor diesen. Jy einer davon 
war Judas, der nicht wahrhafte Reue haben wollte und 
hinlief mit offener Beichte. So rufen manche überlaut: 
ich bin der sündigsten Menschen einer, und wollen heim 
lich nicht beichten bei einem geweihten Priester. Die 
sind fremde Gäste im Himmelreich. In diese müßte_ein 
großer Bach des h. Geistes fließen, wenn sie sollten wahre 
Reue gewinnen. — Die andere Sünde hat anderhalb 
hundert Stücke und heißt Ketzerei. Die glauben alle un 
gleich und alle wider Gott; sie sind abtrünnig worden 
von dem Glauben, den sie Gott gelobten in der h. Taufe, 
und sind gefallen aus der Christenheit, wie die Teufel 
aus dem obern Himmelreich, und wollen so wenig wieder 
Christenleute werden, als diese. Engel. Etwa» heuchelt 
einer aus Furcht für seinen Leib. Aber alle Welt könnte 
ihn nicht lauterlich wiederbringen zum rechten Glauben. 
Denn je tiefer der Fall und die Sünde, desto schwerer 
ist herauszukommen.— Die dritte heißt „Gitikeit". Das 
sind nicht allein die Wucherer, sondern auch die da 
leihen auf „geltende" Güter. Wenn ein Mann der in 
Noth kommt sein Eigenthum oder Lehen versetzt, in Hoff 
nung, daß er oder eins seiner Kinder es wieder einlöse, 
so soll der andere, der ihm darauf leiht, ihm alle Jahre 
abschlage», was das Gut eintragt (gilt), bis er es einlösen 
könnte. Nun aber will er zweimal und dreimal so viel, 
als eS ihm mit Gott und Recht eintragen sollte, und 
läßt es nicht wieder. — Wer also auf Pfand leiht, daß 
cs sich löse nach Herren Gülte, daS erlaubt man wohl. 
27.
	        

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