essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L124
zu laßen mit Gedanken, Worten und Werken. Um täg
liche Sünden mag ich nicht bitten; der ist so viel wie
hier und im Fegfeuer. Welches die einen sind und wel
ches die andern, kann ich so schnell nicht sagen. Mit
den täglichen kann man gar nicht zu Ende kom
men» Vor ihnen kann sich ein Erwachsener hier so we
nig hüten, als man de» Fuß ohne Staub aufheben kann.
Nur unser Herr und seine Mutter konnten es. Eine täg
liche Sünde ist, wenn einer einen Armen zu lange bitten
laßt um Brod, und es ihm nicht zeitig versagt, wenn
ers ihm nicht geben will; oder wenn einer zu gierig
über's Esten herfällt rc. — Aber ich will von ihnen
schweigen. Könnte ich doch die Hauptsünden in vier bis
sechs Predigten nicht herzählen. Aber wenn ihr euch
immer guter Dinge befleißt und das Böse meidet, so
könnt ihr euch vor ihnen allen behüten. So will ich
euch denn sagen von den fünf schädlichsten unter allen
Hauptsündcn. Die zwei ersten verdammen den Menschen
an der Seele, und nehmen ihm noch dazu zwei der aller
liebsten Dinge, Gesundheit und langes Leben. Ist dir
die Gnade Gottes noch so weit außerhalb des Herzens,
daß du sie um das ewige Leben nicht meiden willst, so
meide sie doch um dein selbst willen. Die eine ist Un
mäßigkeit des Mundes, „Fraßheit", eine der sieben Tod
sünden, die allein schon ewig verdammt. Salomo, der