Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L124 
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darum freut er sich alles dcßcn was Gott leid ist (vergl. 
p. 102.). Da der Mensch ihm folgte, verhängte Gott 
mit gerechten! Gericht, daß er dem unterthanig sein müßte 
zu büßen, dem er sich unterthanig gemacht hatte niit 
Sünde; der Feind jedoch hatte kein Recht zu dieser Ge 
walt. Dabei sollte er lernen, daß es beßer wäre gewe 
sen Gott zu dienen. Denn deine Gebote, Herr, sind nicht 
schwer, wenn man sie trägt ohne widerstrebenden Willen. 
Wir waren in Adam, wie der Kern im Apfel, wie der 
Apfel im Baum. Da erbte auch uns seine Sünde an, 
wie Obst vom verbotnen Baume wächst. Davon em 
pfanden wir mancherlei Schmerzen, Dornen der Sünden 
in unserem Leibe. Das sind die Blüthen. Aber die Frucht 
ist der bittere Tod und die Hblle. Weil wir da der 
menschlichen Natur beraubt wurden, die «ns Vott aus 
Gnaden gegeben, daß wir ohne Sünde und Ungemach 
hätten leben mögen, so werden wir nun geboren ohne 
die Gerechtigkeit, und sind des bittern Todes mit vielem 
Ungemach, so daß wir weder von uns selber ohne Sünde 
leben können, noch dem Tode entgehen. Da Gottes Güte 
dieß sah, da bewegte er das Herz seiner väterlichen Barm 
herzigkeit, und es erhob sich ein friedsamer Streit in dem 
Vater, davon jedoch seine flute Ruhe nie getrübt ward, 
zwischen seiner väterlichen Güte und seiner unwandelbaren 
Wahrheit. Die eine wollte den Sünder von Rechts 
wegen verdammen, die andere den ewigen Vorsatz voll 
bringen, den Himmel zu pflanzen mit deS Menschen Ge 
schlecht. Jene sprach: „es ziemt deiner ewigen Wahrheit
	        
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