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in der einen schönere Waare ist, als in der anderen, und
Mn dies oder jenes ansieht ohne an den Kauf zu den
ken, oder davor steht und feilscht um die Kleinode,
über noch keinen Gedanken hat zu kaufen, und es nur
zum Zeitvertreibe thut; oder immer mehr Lust dazu ge-
. rvinnt, und ihn nichts mehr abhält vom Kaufen, als daß
er nicht Pfennige hat. Das erste ist, wenn eine Frau
viel Männer sieht, und ein Mann viele Frauen, und sie
gern ansieht, aber um kein Gut eine Sünde mit ihnen
thun wollte. Das ist nur Zeitverlust. Dem zweiten
gleicht das, wenn einer bei einer schönen Frau steht und
in mancherlei Gespräch mit ihr kömmt, aber nicht schälk-
lich mit ihr redet, und um kein Gut eine Sünde mit ihr
thun wollte. Das sind noch nicht tödtliche Sünden. Das
dritte ist, wenn man immerfort sitzt und steht und geht
und eins nach dem anderen redet und darnach gelüstet,
bis nichts mehr davon abhalt, als daß die Gelegenheit
nicht da ist. —- Diese Sünde nimnit zwei der liebsten
Dinge, Gesundheit und langes Leben, und verdammt noch
dazu an der Seele» Die jungen Leute gleichen hier den
Würmern» „Wanne ez siuffet jeglicher von einem Win
kel in den andern, als die muse und die würme. Pst
du armer loupfrosch! eins, daz kume mag einen Hafen
uf geheben, daz wil uns auch denselben Unflat mern mit
der unkusche" (vergl. d. 2gte Pr.). — Den dritten Strick,
die Hoffart, hat der Teufel den Reichen gelegt, die mit
Almosen und mit Bet * und Gottesfahrten leicht das
Himmelreich verdienen könnten» Sie gleichen den Vögel»,