Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

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in der einen schönere Waare ist, als in der anderen, und 
Mn dies oder jenes ansieht ohne an den Kauf zu den 
ken, oder davor steht und feilscht um die Kleinode, 
über noch keinen Gedanken hat zu kaufen, und es nur 
zum Zeitvertreibe thut; oder immer mehr Lust dazu ge- 
. rvinnt, und ihn nichts mehr abhält vom Kaufen, als daß 
er nicht Pfennige hat. Das erste ist, wenn eine Frau 
viel Männer sieht, und ein Mann viele Frauen, und sie 
gern ansieht, aber um kein Gut eine Sünde mit ihnen 
thun wollte. Das ist nur Zeitverlust. Dem zweiten 
gleicht das, wenn einer bei einer schönen Frau steht und 
in mancherlei Gespräch mit ihr kömmt, aber nicht schälk- 
lich mit ihr redet, und um kein Gut eine Sünde mit ihr 
thun wollte. Das sind noch nicht tödtliche Sünden. Das 
dritte ist, wenn man immerfort sitzt und steht und geht 
und eins nach dem anderen redet und darnach gelüstet, 
bis nichts mehr davon abhalt, als daß die Gelegenheit 
nicht da ist. —- Diese Sünde nimnit zwei der liebsten 
Dinge, Gesundheit und langes Leben, und verdammt noch 
dazu an der Seele» Die jungen Leute gleichen hier den 
Würmern» „Wanne ez siuffet jeglicher von einem Win 
kel in den andern, als die muse und die würme. Pst 
du armer loupfrosch! eins, daz kume mag einen Hafen 
uf geheben, daz wil uns auch denselben Unflat mern mit 
der unkusche" (vergl. d. 2gte Pr.). — Den dritten Strick, 
die Hoffart, hat der Teufel den Reichen gelegt, die mit 
Almosen und mit Bet * und Gottesfahrten leicht das 
Himmelreich verdienen könnten» Sie gleichen den Vögel»,
	        

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