Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

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„Miltekcit", daß man gerne Almosen gibt denen, die 
es um-Gottes willen begehren. Das lbschet die Sünde 
und mehret die Seligkeit u. s. f. (vcrgl. d. i8te u. d. 
8te Pr.) 5)fe vierte ist die Treue. Ohne sie ist niemand 
Gott werth. Denn von ungetreue» Leuten hat er auf 
Erden viel Schmach und Angst und Leid und Noth er 
litten. Aber der Treue ist ohne Maaß gewogen. Denn 
solche hat er auch erfahren von Maria Magdalena und 
ihrer Schwester Martha und Nikodemus und Joseph. 
Gegen diese vier Tugenden haben die Teufel vier Stricke 
erfunden, womit sie klüglich („bescheidenlich") alle Welt 
-fangen. Sie legen jeglicher Art Leuten besondere Stricke, 
wie eie Jager den verschiedenen Arten der Thiere, daß 
sie desto mehr fahen. So den Armen einen, der ihnen 
angenrcsscn, wie ihre Sache liegt. Sie gleichen den Fi 
schen, die da arnr sind, und frieren, und immer im Wasser 
sind, und nackt und bloß aller Gnaden. So haben die 
Teufel ihnen den Strick der Untreue gelegt, weil sie un- 
berathen sind. So eßen sie denn einander wie die Fische, 
und sind falsch in allem Verkehr mit den Leuten, im 
Handwerk, im Handel, im Dienste, im Tagelohn; daher 
Verrath, vornehmlich der Bauern unter einander (p. 4g. 
5i.), Mord, Raub, Pfennigpredigen, u. s. f. So stiehlt 
die Dirne und der Knecht Salz und Schmalz, Mehl und 
i Korn, Ei und Käse, Brod und Braten. Und doch hei 
ßest du „ehalt", daß du den Leuten, die in der Ehe sind, 
ihre Ehre und Gut getreulich bchüthen und bewahren sollst. 
So geht hinter der Schnitterin ei» junges Diebelein her;
	        

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