Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

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über dreißig Meilen reisen, ja über das wilde Meer fahren, 
um den Heiland zu sehen. Versäumst du eine Messe, 
wozu du nur dreißig Schritte hättest, und hindert dich 
nicht gegründete Noth, so achtest du geringe Gottes Ehre 
und deine eigne Seligkeit. Ihr wißet doch, wenn derKö- 
nig des Landes kommt über die Berge, so lautet man 
und thut den Leuten kund, daß er komme. So gehen 
sie hinaus und warten sein. Und kömmt er, so schlagt 
man die Glocken zusammen und lautet in einem fort. 
Da stellen sich die Leute auf hohe Banke, und wohin sie 
können, daß sie ihn sehen. Und die Geistlichkeit (pfaffe- 
heit) geht ihm entgegen, und empfangt ihn mit Lob und 
Gcsaiig. Damit bezeugt man, daß er nur allein Vogt und 
Herr des Landes sei. So lautet man zur Meße entgegen 
dem Könige, der da kommt über die Berge vom wonnig 
lichen königlichen Saal des Himmelreichs, daß die Leute 
kommen und den gewaltigen König der Ehren sehen und 
den starken im Streite, der den leidigen Satan überwun 
den hat und uns Christen den Sieg erstritten. Zuerst 
läutet man gemächlich, hernach alle Glocken zusammen. 
Dann sollen die Leute da sein; denn des Herren Zukunft 
ist nahe. Dann empfängt ihn die Geistlichkeit mit Lob 
und Ehren, bis er sich verwandelt vor des Priesters Hän 
den in eine Oblate, wahrer Gott und wahrer Mensch, 
wie er von Maria geboren ward; und so wahrlich er ans 
Kreuz „geboten" ward, so wahrlich „bietet" ihn der Priester 
auf mit beiden Handen. Da sollt ihr ihn anrufen um 
seine Hülfe und seine Huld, um der Liebe willen, die
	        
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