Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

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sie aller Gnaden „verteilt" und verstoßen werden. Auch 
der Zehnte ist h. Gut. Darum hüten sich die armen 
Bauern, daß sie sich nicht dran verwirken, indem sie den 
ken: die -Pfaffen sind reich. Ehedem mußte man ihn ge- 
treulich liefern, obgleich er auf dem Felde verbrannt 
wurde. Und davon daß Adani den Zehnten des Herren 
im Paradise antastete, ist alle unsere Noth und Angst ge 
kommen. — Die vierte Liebe thut man Gott an h. Leu 
ten. Denn daniit die heiligen Leute heiliger würden, 
und die Sünde zur Heiligkeit kehrten, kam Gott auf die 
Erde, und litt den bittern Tod. Das sind vor allen die 
Priester, die Gott über alle erhöhet hat, dann die zu dem 
Evangelium geweihten und zu der Lecrion („letzen"), und 
alle die i» Klöstern Orden haben. Die soll man ehren 
und schirmen und ihnen Almosen geben. Wehe aber de 
nen, die sie verletzen mit Worten oder Werken oder mit 
ihnen Sünde thun (vergl. d. 33U Pr.). — Das fünfte, 
woran man Gott Liebe erweist, ist der christliche Glaube, 
(s. p. 57—60). — Aber die höchste Liebe erweist man 
Gott an ihm selber, daß man seinen h. Lcichiiam wür 
dig empfahe und ehre. Da wird die Seele gcfpeißt niit 
der wahren Minne, und wird gestärkt wider des Leibes 
und des Fleisches Gier, wider der Welt Süßigkeit und 
des Teufels Räthe; man soll ihn empfangen niit wahrer 
Reue, niit lauterer Beichte und mit lauterem Gewiss«n, 
mit der rechten Erkenntniß seiner Schuld, und der Er 
kenntniß göttlicher Würde. — Wie es aber einem schmerz 
licher ist, wenn man ihn schlägt auf den Rock als auf
	        
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