Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

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Gute so gefügt, und ihm Dank dafür sagen, so gäbe 
er ihnen für das vergängliche Gut das ewige Leben, 
für die vergänglichen Freunde sich selbst zum Freunde, 
für den unsicher» Schatz irdischer Ehre die ewige Ehre. 
So aber giebt ihnen Gott doch nicht mehr und sie brin 
gen sich in die Verdammniß der Seele, und zehren ab 
am Leibe (der Neid „derret sie"). Wer aber tödtlichen 
Haß hat, ist ein Mörder (i Joh. Z, iS.). Von Neid 
und Haß der Teufel ist uns ja alles Unheil gekommen. 
Haß gegen einen, der dir kein Leid gethan, ist teufelisch. 
Aber wenn dir auch einer Vater und Kind erschlagen 
hatte, sollst du dennoch sein Freund sein. — Der vierte 
Theil sind solche, die mit Zorn umgehen, die vor Zorn 
schelten, fluchen, alles zerwerfen, ihr Gewand und sich 
selbst und ihre Frauen zerreißen, oder gar einen andern 
ermorden, so daß sie in einer der „rufenden" Sünden sind, 
die ihnen außer der Verdammniß auch das Leben ver 
kürzen. — Der fünfte Theil sind die Tragen am Gottes 
dienste. Jeder Christ sollte doch täglich sechzig bis siebzig 
Paternoster sprechen; da steht aber mancher auf, ohne nur 
ein Kreuz zu machen; mancher wird zwanzig Jahr alt, und 
kann noch kein Paternoster vor Trägheit. Einen solchen sollte 
man aufs Feld legen, wenn er stirbt. Manche laßen in 
der Kirche die Lippe auf und niedergehen, und haben keinen 
guten Gedanken, trachten nach diesem und jenem, nach 
Gewinn im Kauf und Verkaufs oder wo sie immer ihr 
Sinn hinträgt. Denn wo des Menschen Schatz ist, da 
ist sein Herz. Er sollte aber feinen Schatz haben als
	        
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