Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L124 
hat Gott eine Jungfrau „gute crkanntnisse". Wer sie 
lieb hat, erkennt sich selber und Gott, und alles, womit 
man seine Huld erwerben kann, und kann das lieben, 
und kann alles haßen, was dieser Huld verlustig macht, 
und erkennt Gottes Wort und Lehre. Denn Gottes Wort 
ist Gott selber; wer es schmähet, der schmähet Gott sel 
ber. — Der eilfte heißt „Gotestrügener". Das sind alle 
Heuchler, die sich gut vor den Leuten zeigen, und Gott 
und sich selber betrügen. Gott freilich durchschauet sie 
wohl. So viele geistliche und weltliche Leute, „Almü- 
sener," Pilger u. s.f. Sie laufen nach St. Jacob, übers 
Meer, gen Aachen, genRmn, und sind hernach Wucherer 
und Betrüger, wie zuvor. Beßer, sie wiedererstatteten mit 
dem, was sie zur Fahrt brauchen (vergl. p. i34. i35.). 
Dagegen soll man lieben die Gotteswahrheit. Wer sie 
liebt, flieht alle Sünde, und hält sich an allen Tugenden 
die Gott lieb sind. Ihnen giebt Gott die Wahrheit. Das 
ist er selber. — Der zwölfte heißt „Zcrrer gotes rock". 
Das sind die Bedrücker des Gottesdienstes, die den Got 
teshäusern und den Heiligen ihr Gut nehmen, so daß, 
wo zwei Pfarrer sein sollten, nur einer kann gehalten wer 
den, der dazu leicht nicht gar wohl gelehrt ist. Sie zer 
ren an Bisthümern, Abteien, Klöstern, Pfarren, Witt 
wen und Waisen. In derselben Schuld, wie sie, sind 
alle, die das wehren sollten, und es nicht thun. Sie 
stellt Antiochus dar, der höchste unter jenen Zwölfen, und 
eine Wurzel der Sünden. Denn hier hat alle Sünde ihre 
Wurzel; wären sie gerecht, so dürfte niemand ungerecht
	        

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