Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

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Gegen ihn muß nian werben um eine reine Jungfrau; 
wer die liebt, dem kann er nicht schaden. Es ist die 
wahre Minne, die Gott selber zwang, daß er uns erlöste 
vom ewigen Tode mit seinem Tode, um welcher willen 
viele Heiligen sich in die Marter gegeben haben. Der 
zweite ist gar schändlich und ehrlos, und Ursach aller Untu 
genden. Er heißt Zorn. Er treibt viele tu gewissen Tod, 
Schande und Verdammniß. Gegen ihn werbe man um 
die Jungfrau, die da heißt Geduld. Gott selbst war ge 
duldig, wie ein Lämmlein, so unschuldig er war an allem 
Uebel. — Der dritte ist Trägheit an Gottes Dienste. Der 
bezwingt viele; manche meiden ihn nur zum Schein, 
um der Rede der Leute willen; und doch hat Gott mit 
so großer Treue ausgedient. Auch verlangt er jezt nicht 
so Großes, wie ehedem, und wenn der „Endecrist" 
kommt, daß man sich martern laße um seinetwillen, nur 
daß man Barmherzigkeit übe rc. Gegen diesen Junker- 
habe nian lieb die Jungfrau, Schnelligkeit an Gottes 
Dienste, welche aller Tugendeir Mutter ist; denn das ist 
Gott der liebste Dienst, daß man die Sünde haßt. — 
Der vierte, der viele in Schande und Schaden bringt, 
heißt„Unmazz« de; mütes" daSUebercßen uird Uebertrinkcn. 
Er macht, daß viele Gottes Huld nicht achtend, nicht ei 
nen Freitag wollen fasten, und um weltliche Ehre unbe 
kümmert, sich nicht schämen in die „Lache" zu fallen und 
jämmerlich da zu liegen. Dagegen soll man lieb haben 
eine Jungfrau, die da heißt „Maze". — Der fünfte, 
der weit und breit herrscht und dem selten jemand ent-
	        
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