Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

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den, und mit Tugenden derselben würdig werden; 2) sol 
len wir diese Gedanken auch äußerlich getreulich voll 
bringen mit Werken. — Das zweite ist das Amt, das Gott 
jedem nach seinem Wohlgefallen bestimmt hat. Das sol 
len wir x) üben um Gottes willen, (mit Dank gegen 
Gott, ohne Murren und Neid, auch das geringe), mit 
Treue und Gerechtigkeit, oder uns desselben begeben. Ei 
nige Aemter sind an sich unrecht und verdammlich, „wor- 
feler, schappeler und die die langen messer slahen und 
geschütze machen"; das Würfelspiel insbesondere ist Quelle 
vieler andern Sünde». Bei andern Aemtern hängt cs 
vom guten Willen ab, ob man ihnen recht thun kan». 
Das gilt von dem Zöllner, sofern er sich nicht befaßt 
mit neuen Zollen und Umgeld, die nicht von Rechtswe 
gen gesetzet sind; und von dem Richter, sofern er richtet 
ohne Ansehen der Person, nur nach dem Rechte und ohne 
Schonung gegen den Verbrecher, und nur nimmt, was 
ihm gebührt; sonst ist cs beßer, mit einem niedern Amt 
zum Himmel, als mit einem hohen zur Hölle fahren. 
Was der „Gitige" treibt, ist gar kein Amt. Jener Treue 
stehet entgegen das herrschende Lügen und Trügen in 
Kauf und Verkauf, bei Handwerkern und Bauern (vergl. 
p. 4o. und folg.), wovon keiner einen Gewinn hat, als 
die Verdammniß, indem jeder den andern um das Seine 
betrügt, statt daß jeder durch Almosen von reinem Ge 
winne seine Seligkeit förderte. Wir sollen 2) das Amt 
üben um des Lohnes willen, der uns gebührt, daß 
wir davon leben können z wie die Prediger und „Bihtiger",
	        

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