IX
nend, die Organe desselben niedriger stellen woll
ten und uns selbst erheben. So nehme ich denn
auch die Achtung meiner protestantischen Glau
bensgenossen für Berthold in Anspruch, obwohl
ich ihnen nicht vorenthalte, daß er ganz in der
Lehrform der katholischen Kirche eingewurzelt ist.
So steht ihm fest der eigenthümliche Vorzug des
priesterlichen Standes, den wir immer völliger
verschwinden zu machen uns berufen fühlen; so
die Lehre von der Verwandlung, von dem Werth
der guten Werke, von der Würde der Jungfrau
Maria, von der höher« Heiligkeit des ehelosen
und jungfräulichen Lebens. Das Vermittelnde
und Versöhnende, das in der Vereinigung der
Gottheit und Menschheit in Christo liegt, erscheint
häufig als liegend in der h. Jungfrau, und Chri
stus wird oft blos als Gott dargestellt, bei dem
sie Fürbitte einlegt. Der Glaube kann hier nicht
in der tiefen Bedeutung erscheinen, die hernach
durch Luther wieder zum Bewußtsein gebracht
worden ist; und in der Lehre von der Gnade
pelagianisirt Berthold, so reine Aeußerungen auch
zuweilen vorkommen. Auch hier wird man Dis
parates vermischt finden. — Es sei genug an
diesen Winken, denen sich noch vieles hinzusetzen
ließe. Nicht übersehen muß man auch, wie ernst-