Full text: Berthold, des Franciskaners deutsche Predigten, aus der zweiten Haelfte des dreizehnten Jahrhunderts

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L124 
cherir 17) unb allen reubern! Wie türe dir die tügent 
ist! Ir tauber, ir apprecher, unrehte vbgtc und unrehte 
rihter, und ir gitigen Wucherer iS), waz wolleni ir got 
zu antworte geben an dem nutzesten tagen, so diese ar 
men gotes linder über uch ruffent an dem iüngesten 
tage. Wann der sitzet maniger vor mitten äugen, der 
ietzünt hundert pfunt solle Han von sinen arbeiden; der 
hatfoviluit, düZ er sich des i9) frostes wöge ernern; und 
ist maniger da her gelaufen in diesem kalten rifen bar- 
fus in vil dünner wete. O wol uch wart, ir seligen 
gotes linder! Lident ietze gütlich uwer arbeit; die nym- 
met ende; uwer armut nymmet schiere ein ende; aber 
uwer freude und uwer richheit die nympt niemer ende. 
Und also wehseln auch die ebrecher, üo) die da hie gnüg 
haben und schon leben mit dem raube, den sie an uch 
begent mit unrehter sture, mit Unrehter vogtye, mit Her 
bergen, mit notbede, mit raube, mit brande, mit diep- 
stal, mit unrehtem gewalte, mit unrehtem genhte, mit 
unrehten zollen und ungelten, und mit trügenheit, mit 
Wucher, mit fürkauffe, mit dingesgeben. Nü seht, ir ar- 
men lüte, wie maniger ley sie uf uwer arbeit setzent. 
Und da von sit auch ir so arm, daz diese unseligen so 
17) beßer wol: „abrechern" nachher: „apprecher" und „abrecher." 
Der Umlaut des a in e hat hier keinen Ort. 
18) Hds. „Wucher." 
19) Abweichende Schreibung, wie schon öfters. 
20) s. oben Anm. 17). 
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