© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L124
mensche hat, daz er nit demüteclichen übet und nit blügec-
lichcn behütet, daz nimet selten gut ende, er verlis ez,
oder sich misch etwa; dar zu, daz nit gantz si. Vil lie
ber ist unserm Herren ein mensche demütig mit einre gna
den, bamic mit viel gnaden übermütig. Dar umb rna-
chet er die gnade ettcwanne als türe, daz er uns da mit
demütet und erschrecket. Dar umb verhenget er auch,
daz man banne die gnade dem menschen verkert, als ob
sie unreht si oder ungantz, daz sich ir der mensche iht
überhebe als eines hohen dinges. Wanne lobte man
uns allezit umb unser güte, so det man der hohfart das
tor uf, daz sie gewaltecliche in rite und beraubete uns
alles lones und aller tugende. Und so die gnade ie hoher
ist, so die tugent ie grozer ist, und sie die gut tetc sink,
und so de; ie noter ist, daz nran sie nider drücke. Da
iancta Maria magdalena unserm Herren sin heubt bego.z
und sin fuße mit der edeln salben, da; verkert mall ir,
und grisgrameten uf sie und murmelten gern ir, swie
er sie doch selber entrete, daz sie ein gut werg an in?
worhte, daz zu loben were durch alle die werlt. Sic
gnügete auch nit zu reden ne uf sie allein, sic mürmekten
auch uf den heilant, war umb er daz gestate, daz die.
salbe zu unnütze verlorn würde an inr, die man den
durstigen solte Han angeleit zu nütze. Daz ist aber so
groz wunder nit, ob daz iudas tet und sin genozen die
nit geisteö hetten; als sant Paulus sprichet von den lu
ten, die nit künnent versten die stlße dez heiligen geistes;
wanne ez dünket sie ein affenheit und ein getüsche, wanne