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fahren?, göttliche Wahrheit aussprach, und gewiß
auch so mit Segen gewirkt hat unter einem Volke,
deßen Charakter ja besonders in einer komischen
Naivität sich ausspricht. Auch bei ihm verbindet
sich mit dem frischen Sein im äußern Leben ein
gewißer tiefer mystischer Zug von dem das ganze
Mittelalter gefärbt ist, und ohne deßen Beach
tung und Würdigung man diese gewiß auch in
sich herrliche und große Entwicklungsperiode der
Menschheit nie ganz verstehen und nach Gebühr
schäzen wird. Diesen Zug nach der Tiefe wird
man in Berthold nicht vermissen, so wie auch
einen anderen nicht, der in allen Erscheinungen
des Mittelalters, in den Liedern der Minne, wie
in dem großen Gebiet der Scholastik, in den Rie
senwerken der gothischen Baukunst, wie in dem
ganzen ritterlichen Leben sich immer auf's neue
darstellt, das In - und Nebeneinander des Größ
ten und des Kleinsten, des Bedeutsamsten und
des Geringfügigsten, in welcher Verbindung und
Einheit ja die höchste Wahrheit liegt, und welche
auch so wesentlich das ganze Christenthum durch
dringt, wie sie denn auch ein nothwendiger Aus
druck ist der Liebe, die in ewig jugendlicher Frische
durch das Christenthum über unser Geschlecht sich
verbreitet, und deren jugendlicher Charakter im