IX
überall von selbst entstehen konnte, und es gibt lateinische
gedichte aus früherer zeit des mittelalters die sich mit ihr
berühren. ich setze ein anmutiges kleines gedieht hierher
das im neunten Jahrhundert fValafrid ganz in dem tone
eines lieb esbriefchens gehalten hat, wenn auch die freundin
an die er es richtete keine geliebte war.
Ad amicam.
Cum splendor lunae fulgescit ab aethere purae,
Tu sta sub divo, cernens speculamine miro
Qualiter et luna splendescit lampade pura
Et splendore suo caros amplectitur uno,
Corpore divisos, sed mentis amore ligatos.
Si facies faciem spectare nequivit amantem,
Hoc saltem nobis lumen sit pignus amoris.
Hos tibi versiculos lidus transmisit amicus,
Si de parte tua fidei stat.fixa catena.
Nunc precor ut valeas felix per saecula cuneta.
bei Canisius (lect. ant. 1,2, 245 Basn.), von dem ich die
ses gedieht entlehne, steht in der erstell zeile fulgescat und
in der dritten Qualiter ex luna splendescat.
Hartmanns armer Heinrich ist uns in ziveierlei gestalt
überliefert.
A. die Strafsburger handschrift {in der bibliothek der
Johanniter A 94 bl, 23 1, — 35 h ). ich habe keine neue Ver
gleichung benutzen können, aber den abdruck in Müllers
Sammlung deutscher gedickte mit der ausgabe der brüder
Grimm zusammengehalten und wo ich unsicher war in mei
nen anmerkungen ein fragezeichen gesetzt,
B, die Überarbeitung des echten textes, sie ist in zwei
handschriften erhalten, B a nenne ich die Heidelberger hand
schrift 341, worin dieses gedieht von bl, 249 a bis 258 b steht.
Lachmann hat mich mit einer Vergleichung der abschrift
überrascht die von dieser handschrift sich in dev königli
chen bibliothek zu Berlin befindet und ich habe mich da
mit vollkommen begnügen können, mit B h bezeichne ich
den abdruck der Roloczaer handschrift {Koloczaer codex
altdeutscher gedichte, her aus gegeben von Johann Nep. gra
fen von Maildth und Johann Paul Köffinger s, A25 ff.),
die behauptung, die ich hier und da finde, die Koloczaer
handschrift sei aus der Heidelberger ab geschrieben, wird
weder im armen Heinrich noch in den anderen gedickten