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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 213
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nachlässige von ausdruck vershau und ge danken fern gehalten
habe, wie man nun in der gegenwärtigen bearbeitung der
gleichen hoffentlich nicht mehr viel finden wird? bei län
gerer betrachtung und bei stärkerer Übung waren die man-
gel der ersten ausgabe leicht zu erkennen. mit Bcneckens
Wörterbuch zum lwein (1833), nachdem ich den Erec in einer
abschrift gelesen hatte, war es mir daher leicht den Gre-
gorius (1838) aus einer schülerhaften ausgabe und aus dem
längst im stillen gesammelten Stoff in wenigen Wochen nach
verhällnifs reiner und edler heraus zu arbeiten als der lwein
sich in der ersten ausgahe zeigte. und eben so glücklich hat
Hangt (1839) das jugendwerk Hartmanns, den Erec, in wür
diger gestalt ans licht gebracht, indem er durch scharfes
eindringen und liebevolles hinein fühlen in des dichters
weise die Sprödigkeit der Überlieferung zu bezwingen wüste.
so blieb nur noch die aufgabe, auch den kleineren gedickten
und dem vollendetsten werke eine form zu geben, die nicht
mehr in der annäherung des Versuchs, sondern nach dem
mafse menschlicher kunst vollkommen, das bild der gaben
des dichters, in ihrem reichthum und in ihrer beschränkung,
darstellen möchte, zu gleicher zeit wurden in Leipzig die
lieder, die zwei neu aufgefundenen büchlein, der arme Hein
rich, und in Berlin der neue lwein, nach langer Vorberei
tung rasch gedruckt, um Benecken, den ersten schwer zu
erreichenden ausleger mittelhochdeutscher und namentlich
dieser poesie, am dritten august 1842 durch Zeichen unse
rer liebe und Verehrung zu erfreuen.
Erst während des druckes kam mir der angriff auf meine Wahr
haftigkeit und ehre wieder in den sinn, und ich glaubte sie
am besten zu retten wenn ich, statt die lesarten aus der
ersten ausgabe mit Vermehrungen zu widerholen, hie und da
eine probe von den gedanken und von den beobaclitungen
gäbe, die bei massenhafter arbeit nicht kommen, und ohne
die eine ausgabe allerdings sich zwar für kritisch ausgeben
aber nicht kritisch sein kann, da sie mir meistens geläufig
waren, so ward es mir nicht schwer ohne Vorbereitung zu
schreiben: gelehrter ausgeführt würden sie anspruchsvoller
scheinen, da sie doch nur anregen und den hohn abwehren
sollen.
Die handschriften, auj denen meine berichtigung des Iweins be
ruht, habe ich ihcils in den, bekannten abdrücken iheils in
abschriften benutzt, die wichtigsten in abschriftcn von Be-