Full text: Der Winsbeke und die Winsbekin

VORREDE ix 
die vorhergehenden sechsundfunfzig in sich abgeschlofse- 
nen Strophen vollkommen zu nichte. ich sehe hier einen 
geistlichen oder geistlich gesinnten mann der die ritter 
lichen lehren des alten durch des sohnes fromme ermah- 
nung überbieten will; er leiht dem vater grofse freude 
über den rath ein spital zu erbauen und der weit ent 
sagend sich darein zu begeben, und er meint wohl die 
schnelle einwilligung des alten zu motivieren, wenn er 
ihn, zu unserer Überraschung, sagen läfst, gerade dies 
sei längst sein wünsch gewesen und er habe es sich nur 
um des sohnes willen aus dem sinne geschlage?i: der 
dichter, der uns in dem ersten theile des gedichtes als 
ein verständiger mann erscheint, konnte unmöglich so 
etwas im sinne haben und den alten ritter seine lehren 
ganz umsonst aussprechen lafsen. 
Herr von der Hagem (Minnes. 4, 311 f.) hält jenen 
ungeschickten schlufs nicht nur für echt, sondern für 
haare geschichtliche Wahrheit, und vermutet, das geschlecht 
der Winsbeken sei nicht bekannt, weil es früh ausge 
gangen sei, indem der vater und sein einziger sohn der 
weit entsagten. aber diese ansicht beruht zum theil auf 
wunderlichen gedanken Bodmers, der (Sammlung von 
minnes. 1, vn) den Winsbeken und die Winsbekin zuer'st 
für erdichtete personen hält, gleich dem könig von Tirol 
von Schotten, dann aber hinzusetzt e waren Winsbeke und 
Winsbekin wirkliche personen, und lebten sie, wie Goldast 
will, an dem hofe Friederichs mit dem rothen barte, so 
hat der poet ihnen eine ehre damit erweisen wollen dafs 
er solche sittliche erinnerungen in ihren mund geleget hat/ 
um dies glaublich finden zu können müste man doch die
	        

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