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ganze Leitung des Heerzuges ob. Auch Wuotans Heilkunde (Grimm 136)
findet fich bei Wate wieder (529). Wenn man mit Grimm (S. 138) die
mehrfach erwähnten Wuotanswege wirklich auf geheiligte Heerftrafsen und
auf die Milchftrafse, den Weg von Wuotans nächtlichem Heere (Grimm
1214), beziehen darf, fo liegt es ganz nahe den angelfächfifchen Namen
für Milchftrafse, Vätlingaftret (Strafse der Watelinge, f. Grimm 330), gleich
falls in Rechnung zu bringen. Die Watelinge (für Wadelinge? Grimm 350)
verhalten fich zu einem Namen Watan, Wadan, wie die Hegelinge zu
Hagano, die Hiadhninge zu Hedhin, Hetel (S. 110): die Milchftrafse ift
der Weg auf dem Watans (Wates) Heer zieht. Da fie im Mittelniederlän-
difchen Vroneldenftraet (Frau Hilden Strafse) heifst (Grimm 263); und da
auch Wuotan mit Hulda fein Heer am Himmel hinführt (Grimm 1214), fo
liegt es wohl nah, in Wate, der an der Spitze von Hildens Heer mit Herwig
um Gudrun in die Normandie zieht, einen Reft jenes Wuotan zu fehen der
mit Balder um Nanna (Hulda) gelochten hat. Ein andres Bild für diefelhe
Sache war wohl Wades Boot, von dem die Angelfachfen wufsten (Grimm
350); vielleicht fogar der Wade der nach der Wilkina-Saga, mit feinem
Sohn auf der Schulter, über den Grönafund watet. Wie Wodans Dienft
vornemlich bei Dänen und Sachfen heimifch war (Grimm 146), fo find
auch die Sagen von Wade hauptfächlich aus Dänemark und Niederfachfen
zu uns gekommen.
Es verfteht fich dafs die Hilden-Sage fchon von Snorro nicht mehr
in diefem älteften Sinn, fondern gefchichtlich verbanden wurde; minder
glücklich als die Sagen von Balder oder Perfephone, die von der Schrift
in einem Zuftand ihrer Entwicklung ereilt worden find, wo ihnen ‘noch
ein bedeutender Theil ihres urfprünglichen Lebens inne wohnte. Weil
Snorro menfchliche Schickfale zu berichten glaubt, erkennt er auch in dem
Kampf der kein Ende nehmen foll, nicht mehr den ewigen Wechfel von
Winter und Sommer; in den Todten die Hilda Morgens neuerweckt, nicht
mehr Wald und Blumen die im Lenz wieder aufleben. Indem er aber zu
feiner Entfchuldigung beifetzt es heifse fo in den alten Liedern, klingt
noch ein leifes, achtungsvolles Bewufstfein der Zeit nach wo die Götter-
fage lebendig gewefen war.
Ihr Abfterben geht Hand in Hand mit der Zunahme der Bildung, oder