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im Grunde auf Einen hinauskommen, da die Frage wem Hilde gehören
folle, durch keinen zum Abfchlufs kommt.
Eine weitere Spur unfrer Sage findet fich ebenfalls bei Saxo. 1 Höther,
wird nach feines Vaters Tode bei Gevar, einem Seher, erzogen und zeich
net fich vor den andern Jünglingen durch Stärke, wie durch mancherlei
Fertigkeiten aus. Namentlich vermag fein Saitenfpiel alle Herzen zu Trauer
oder Freude, Mitleid oder Hafs zu ftimmen, und auch Gevars Tochter,
Nanna, widerfteht ihm nicht. Aber Balder, der Sohn Othins, erblickt
fie im Bad, entbrennt in heftiger Liebe zu ihr, und befchliefst 'Höthers
Verderben. Diefer wird von Waldjungfrauen, die er auf der Jagd findet,
gewarnt und mit einer undurchdringlichen Rüftung bcfchenkt. Ebenfo
unterrichtet ihn Gevar, dafs Balder als Halbgott blofs durch ein wunder
bares Schwert verletzt werden kann, welches Miming der Waldgeift nebft
einem Schätze gebärenden Ring in unzugänglicher Behausung verwahre.
Höther gewinnt beide Stücke; allein während er für einen Freund auf
der Brautwerbung ift, fällt Balder gewaffnet in Gevars Land ein; Nanna,
dem Verlobten treu, weift ihn ab, weil der Bund einer Menfchentochler
mit einem Gott nicht glücklich ausfallen könne. Nun beginnt der Kampf,
in dem Balder die Götter Othin und Thoro auf feiner Seite hat. Höther
aber, vom Harnifch der Waldjungfrauen befchützt, macht Thoros furchtbare
Keule dadurch unfchädlich, dafs er ihr den Stiel abhaut, nöthigt fo die
Götter zur Flucht, und vermählt fich hierauf mit Nanna. Balder, der durch
Sehnfucht nach diefer fo elend ift dafs er fich eines Wagens bedienen mufs,
aber doch noch wunderkräftig genug um feinen dürftenden Kriegern
Quellen öffnen zu können, beginnt neuen Kampf, landet auf Seeland, er
langt den Befilz von Dänemark und fchlägt feinen Feind, wie es fcheint
auf Hothers-nes (jetzt Horsens) in Jütland. Höther eilt nach Schweden
zurück, birgt fich, trauernd über fein Unglück, in dunklen Wildniffen, und
giebt nur von einem Berggipfel dem Volk feine Befchlüffe kund. Jung
frauen die er in einer Hohle wohnend findet, verheifsen ihm Sieg über
Balder, wenn er eine wunderbare Speife, durch die fich die Kraft Balders
erneuere, diefem abnehme. Er beginnt nun den Krieg aufs neue; die
Schlacht wird durch die Nacht getrennt. Höther, fchlaflos umherirrend,
itöfst auf drei Jungfrauen die Balders Wundermahl bereiten : ergriffen von
1 Zu Anfang des dritten Buchs, S. 112 der genannten Ausgabe. Anfangs ift Hqtherus
gedruckt, von S. 115 an Hötherus.
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