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Die Lehre der Reformierten kam aus der Schweiz; die
Schweizer bezeichneten sich als "Eidgenossen n o
Das Wort "Eidgenosse" wurde um 1550 selbstverständlich
nicht so ausgesprochen wie im modernen Hochdeutsch, son
dern im zusammenziehenden Volksdialekt etwa "Eignots".
Daraus wurde dann in Frankreich leicht "ugnots" und viel
leicht in Anlehnung an den dortigen König Hugo später
"Hugnots". Gebraucht wurde es zuerst als Schimpfwort,
der Sinn mochte etwa sein: Fremdling, Verschwörer, Separa
tist* Die davon Betroffenen gebrauchten darum das Y/ort
nicht, sondern ihre Buchschreiber und Schriftsteller be
zeichneten sich als Reformierte oder Protestanten,* wie
auch bisher hier in Hessen nur von Reformierten und Prote
stanten die Rede war. Die Kirche bezeichnete sich als
"Reformierte" Kirche. Da die katholische Kirche nun aber
nicht zugeben konnte, daß jene neue Kirche "reformiert",
also verbessert sei, so setzfe der Staat das Wort "angeb
lich" hinzu.
Infolgedessen durfte nur von einer "angeblich reformierten
Kirche" gesprochen werden.
Als Hugenotten wurden auch die Waldenser in den Alpen
tälern der Landschaften von Savoyen und Piemont bezeichnet
und somit in das Geschick der franz. Reformierten mit
hineingezogen. Petrus V/aldus lebte um 1170 als Kaufmann in
Lyon und gründete hier die "Gemeinde der Armen", später nach
ihrem Gründer "Waldenser" genannt.
Als "Schimpfwort" galt das Y/ort Hugenotten noch um
1690, also noch nach der Auswanderung aus Frankreich und
der Einwanderung in Hessen, Brandenburg usw. Als damals
"katholische" Franzosen ihre "reformierten" Landsleute
mit "liebe Hugenotten" ansprachen, fühlten diese sich da
durch beleidigt.
Während in Preussen die franz. Glaubensflüchtlinge
als "Refugies", d.h«, etwa "Zuflüchter" bezeichnet wurden,
so ist nach den alten Werken von Hessen/Kassel die allfcg-
meine Bennnnung in Hessen "Colonist" auch "R^fugies" und
der Ansiedlungsort "Colonie".
Das Wort "Hugenotte" kam in "Hessen" wohl erst mit
dem um 1890 in Berlin gegründeten "Hugenottenverein" zur
öffentlichen