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Flüchtlinge nahmen oft nichts mit als den Staub der Hei
mat# So treten sie uns entgegen, die so viel opferten, um
ihrem G-lauben treu zu bleiben: "hie französischen Refor
mierten"#
Das Wort "Hugenotte" kam in Hessen wohl erst mit
dem um 1890 in Berlin gegründeten "Hugenottenverein" zur
öffentlichen Anwendung. Wir gebrauchen es so selbstverständ
lich und fragen gar nicht, was denn der Sinn sei# Hs gibt
nicht nur eine Erklärung, sondern zahlreiche. Hs lohnt sich
aber nicht, näher auf oft sehr wunderliche Erklärungen ein
zugehen. Wahrscheinlich ist das Wort so entstanden:
Die Lehre der Reformierten kam aus der Schweiz; die
Schweizer bezeichneten sich als "Eidgenossen". Das Wort
"Eidgenosse" wurde um 1550 selbstverständlich nicht so aus
gesprochen wie im modernen Hochdeutsch, sondern im zusammen
ziehenden Volksdialekt, etwa "Signots"• Daraus wurde dann
in Frankreich leicht "ugnots" und vielleicht in Anlehnung
an den dortigen König Hugo später "Hugnots". Gebraucht
wurde es zuerst als Schimpfwort, der Sinn mochte etwa sein:
"Fremdling, Verschwörer, Separatist". Die davon Betroffe
nen selbst gebrauchten darum das Y/ort nicht. Als Schimpf
wort galt das Wort Hugenotte noch um 1690, also noch nach
der Auswanderung aus Frankreich und der Hinwanderung in
Hessen, Brandenburg usw.
Während in Preussen die franz. Flüchtlinge von Anfang
an als "Refugiös", d.h. "Zuflüchter" bezeichnet wurden,
so besteht nach den alten Werken aus flössen - Kassel die
allgem. Benennung in Hessen: "Colonist", auch "Röfugids",
und der Aussiedlungsort hiess "Colonie".
Es ist für die Hessen von besonderem Interesse zu
v/issen, dass der damalige Hessenfürst Landgraf Karl bereits
schon vor Aufhebung des hier mehrfach erwähnten Edikts von
Hontes, schon am 18.4*1685 seine - "Freiheitskonzession und
Begnadigung" erliess für "fremde Manufakturisten und für die
jenigen, welche sich in dem zum Fürstentum gehörenden Graf-
und Herrschaften niederlassen wollten". -