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Butterbrote zu verzehren. Auch Jean hatte, sein Frühstücks-
brot in der Hand, nicht vergessen, seine beiden Pferde zu
füttern.
Der freundliche Schlossaufseher kam herbei und lud die
neugierige Schar ein, das Innere des Schlosses anzusehen.
Im Vor- und Wartezimmer musste zuerst jeder Besucher 1 Paar
Riesenfilzpantoffeln anziehen, damit die Rengershäuser der-
ben Schuhe dem spiegelblanken und glatten Parkett der Schloss-
räume keinen Schaden zufügten. Es wurde den Kindern neben
noch mehr Interessanten erzählt, dass das Schlösschen Wilhems-
thal bei Kassel eines der wertvollsten Rokokogebäude Deutsch-
lands sei. Voller Staunen wurden die herrlichen kostbaren
Tische und Stühle, die Gemälde und zierlichen Porzellanfi-
guren angeschaut. Es blieb dabei aber nicht aus, dass plötzlich
der gesamten Reisegesellschaft die Schlosspantoffeln unter
den Füssen fortrutschten und sich alle mehr oder weniger
sanft auf das Parkett des Saales nieder setzten. Nach dem er-
sten Schrecken entstand ein unbeschreiblicher Jubel aus al-
ler Kindermunde, bis dass die ältere Dorothea mit wohlgemeinten
Worten alles wieder in die passenden Formen brachte.
“Alle Platz nehmen!" erscholl die Stimme des Jean,
- und schon rollte das Gespann nebst Insassen in Richtung
Grebenstein, Hofgeismar weiter.
In der breiten Lindenallee, die von Hofgeismar aus in
Richtung nach Schöneberg verläuft, herrschte am heutigen
Sonntag vormittag eine feierliche Stille.
Für Dorothea gewannen viele der bereits früher gehör-
ten Erzählungen und Märchen neues Leben.Ihre lebhafte Phan-
tasie liess die Märchenbilder von der verwunschenen Prinzes-
sin in dem mit einer Dornenhecke umwachsenen Schlosse erste-
hen, worin sie sehnsüchtig auf ihre Befreier wartete und auch
erlöst wurde.
Liebevoll gestaltete sich die Aufnahme der wohler-
zogenen Kinder, und besonders herzlich war der Empfang seitens
der beiden Onkel-Familien ”Samuel und Konrad Pierson”
schon am Eingang der Kolonie Schöneberg.
All die auf der Reise von der Ehallhütte bis nach
Schöneberg