Full text: Der Stern der Erlösung

METAETHIK 
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Diese Eigenheit des Menschen ist also etwas anderes ais 
die Individualität, die er als einzelne Erscheinung innerhalb 
der Welt annimmt. Sie ist keine Individualität, die sich gegen 
andre Individualitäten abscheidet, sie ist kein Teil — und das 
Individuum bekennt, grade indem es auf seine Unteilbarkeit 
pocht, daß es selber Teil ist. Sie ist eben zwar nicht selbst 
unendlich, aber »im« Unendlichen; sie ist Einzelnes und den 
noch Alles. Um sie herum liegt die unendliche Stille des 
menschlichen Nichtnichts; sie selber ist der Ton, der in diese 
Stille tönt, ein Endliches und doch Grenzenloses. 
Unsre Symbolsprache hat hier klare Bahn. Die ursprüng 
liche Bejahung, die stets die rechte Seite unsrer Gleichungen 
setzt, das ursprüngliche »So«, hatte in der Physis Gottes ihre 
Schlechthinnigkeit, im Logos der Welt ihre Allgemeingültigkeit 
ausgewirkt; im ersten Fall also war die Kraft wirksam 
geworden, die dem einzelnen Wort einen Sinn überhaupt, im 
zweiten die, welche ihm die Gleichheit seiner Bedeutung 
sichert. Hier tritt die Richtung des Urja in Kraft, die dem 
einzelnen Wort nicht bloß einen lind immer den gleichen, 
sondern seinen besonderen Sinn begründet, im Unterschied 
also auch von der Besonderheit, die der einzelne Fall der An 
wendung stets neu bestimmt, die Besonderheit, die das Wort 
schon vor aller Anwendung hat. Die Besonderheit nicht als 
Überraschung des Augenblicks und Augenblicks, sondern als 
daseiender Charakter findet ihre Stätte im persönlichen Ethos 
des Menschen — »nur allein der Mensch vermag das Unmög 
liche, er kann dem Augenblick Dauer verleihn«; er kann es, 
eben weil er selbst gerade das, was den Augenblick »in 
schwankender Erscheinung schweben« läßt, die Besonderheit, 
als sein dauerndes Wesen in sich trägt. Ihm allein wird die 
Besonderheit nicht zur teilhaften »Individualität«, sondern zur 
unbegrenzten Eigenheit, des »Charakters«. 
Als Besonderes kann die Eigenheit nur durch B bezeichnet 
werden. Eine Richtung haben wir nicht darin feststellen 
können. Sie ist ebenso richtungslos, so jenseits von aktiv und 
passiv, ja in ihrer Endlichkeit ebenso schlechthin seiend, wie
	        

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