METAETHIK
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Elementen dieses Inhalts, mit Gott, der Welt und dem
Menschen, geschehen: mit Gott schon in den Anfängen des
Mittelalters, mit der Welt zu Beginn der Neuzeit, mit dem
Menschen zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Erst nachdem
so das Wissen nichts mehr einfach und klar ließ, erst seitdem
kann der Glaube das vom Wissen ausgestoßene Einfache in
seine Hut nehmen und dadurch selber ganz einfach werden.
Der Mensch ist unbeweisbar, so gut wie die Welt und wie
Gott. Sucht das Wissen gleichwohl eins von diesen dreien zu
beweisen, so verliert es sich mit Notwendigkeit ins Nichts.
Diesen Koordinaten, zwischen denen jeder Schritt, jede Be
wegung, die es tut, sich abzeichnet, kann es nicht entweichen
— und nähme es Flügel der Morgenröte und bliebe am
äußersten Meer; denn aus der Bahn, die von jenen drei Ele
menten bestimmt wird, kann es nicht herausspringen. So ist
das Nichts des beweisenden Wissens hier immer nur ein
Nichts des Wissens und genauer ein Nichts des Beweisens,
dem gegenüber die Tatsache, die den Raum mitgründet, worin
das Wissen selber lebt und webt und ist, in ihrer ganzen
schlechthinnigen Tatsächlichkeit ungerührt stehen bleibt. Und
das Wissen kann deshalb hier nichts weiter als den Weg von
dem Unbeweisbaren, dem Nichts des Wissens, hin zur Tat
sächlichkeit der Tatsache nachgehn — eben das, was wir hier
zweimal schon getan haben und nun ein drittes Mal tun.
Auch vom Menschen also wissen wir nichts. Und auch
-/^dieses Nichts ist nur ein Anfang, ja nur der Anfang eines
Anfangs. Auch in ihm erwachen die Urworte, das schaffende
Ja, das zeugende Nein, das gestaltende Und. Und das Ja
schafft auch hier im unendlichen Nichtnichts das wahre Sein,
das »Wesen«.
Was ist dies wahre Sein des Menschen? Das Sein Gottes
war schlechthinniges Sein, Sein jenseits des Wissens. Das
Sein der Welt war im Wissen, gewußtes, allgemeines Sein.
Was ist gegenüber Gott und Welt das Wesen des Menschen?
Goethe lehrt es uns: »Was unterscheidet Götter von
Menschen? daß viele Wellen vor jenen wandeln — uns hebt