ERSTER TEIL: ZWEITES BUCH
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nur, wer die Augen auf und den Kopf oben behält. Die kühle
Leere der Weltflucht, die innige Tiefe der Weltliebe — wieder
sind hier wie dort Indien und China, das Volk der geschlossen
und das der offen träumenden Augen, die Erben des Menschen
der Urzeit, der sich in den Weltwahn flüchtet, weil ihm der
Mut zur Weltschau fehlt; und wieder sind die Griechen, das
Volk der Entdecker, die Führer unsres Geschlechts auf den
Weg der Klarheit. Denn die weltlich klar umrissene Gestalt
ist am Ende doch bestimmt, obzusiegen gegen das ȟberwelt
lich Große, Gestaltenreiche bald Gestaltenlose«.
An einem Punkt wiederum hat sie schon bei den Griechen
-/""^gesiegt und herrscht seitdem. Für das Kunstwerk be
stehen ja, zunächst wenigstens, jene Probleme übergreifenden
Zusammenhangs nicht, die letzthin der metalogischen Welt
ansicht gefährlich zu werden schienen. Es hat seinen Zu
sammenhang zunächst nur in sich selber. Und wie schon das
Mythische seine dauernde Kraft gezeigt hatte als das ewige
Gesetz des in sich gegen alles ihm Äußere unabhängigen
Reichs des Schönen, also als das Gesetz der äußeren Form,
so gibt die Welt als Gestalt das zweite Grundgesetz aller
Kunst, die Geschlossenheit in sich selbst, den durchgängigen
Zusammenhang jedes Teils mit dem Ganzen, jeder Einzelheit
auch mit allen andern Einzelheiten; ein Zusammenhang, der
sich nicht irgendwie logisch auf eine Einheit bringen läßt und
der doch durchaus einheitlich ist; kein Teil nur durch Vermitt
lung andrer Teile, sondern jeder unmittelbar dem Ganzen ein
gefügt, — es ist das Gesetz der inneren Form, das hier, in der
metalogischen Weltansicht, einfürallemal seinen Grund hat.
Und wenn das Gesetz der äußeren Form, obwohl auch im
Kunstwerk wirksam, doch noch weiter reicht, indem es das
Reich des Schönen, die »Idee des Schönen«, begründet, so ist
das zweite das eigentümliche Gesetz des Kunstwerks und
überhaupt des einzelnen schönen Dings, der schönen Gestalt,
— Hellas.
Aber es blieb bei der Gestalt. Im Innern unendlich reich,
ein buntbestrahlter, überwältigender Wassersturz, der sich,