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ERSTER TEIL: ZWEITES BUCH
einer Erscheinung, die wir in der Einleitung erwähnten, klar.
Die idealistischen Systeme von 1800 zeigen durchweg, am
deutlichsten das Hegelsche, der Anlage nach aber auch Fichtes
und Schellings, einen Zug, den wir als Eindimensionalität be
zeichnen müßten. Das Einzelne wird nicht unmittelbar aus
dem Ganzen abgeleitet, sondern wird in seiner Stellung
zwischen dem Nächsthöheren und dem Nächstniederen im
System entwickelt, etwa die »Gesellschaft« bei Hegel in ihrer
Stellung zwischen »Familie« und »Staat«; der Kraftstrom des
Systemganzen fließt als ein einer und allgemeiner durch alle
Einzelgestalten hindurch. Das entspricht genau der idea
listischen Weltansicht; hier erklärt sich auch die in der Ein
leitung erwähnte berufsmäßige Unpersönlichkeit der Philo
sophen von Parmenides bis Hegel. Der Begriff der Einheit
des Alls läßt keine andre Möglichkeit eines Standpunktes offen
als die eine, die in der Problemgeschichte der Philosophie
gerade »an der Reihe« ist. Und daher mußte Hegel die
Geschichte der Philosophie selber zum systematischen Ab
schluß der Philosophie machen, weil dadurch das Letzte, was
der Einheit des Alls widersprechen zu können schien, der
persönliche Standpunkt der einzelnen Philosophen, unschädlich
gemacht wurde.
Die metalogische Ansicht nun schafft, ebenfalls in notwen
digem Zusammenhang mit der neuen Weltansicht, auch einen
neuen Begriff und Typ des Philosophen. Wie von jedem ein
zelnen Ding als Individuum hier der Weg, und zwar ein
eigener Weg, zum Ganzen führt, so auch vom einzelnen Philo
sophen. Ja der Philosoph ist der Träger der Einheit des meta
logischen Weltsystems; es selber ermangelt ja der Einheit
der Eindimensionalität, es ist grundsätzlich vieldimensional;
von jedem einzelnen Punkt her laufen Fäden und Beziehungen
zu jedem andern und zum Ganzen, und die Einheit dieser zahl
losen Beziehungen, der relative Abschluß, ist die persönliche,
erlebte und verphilosophierte Standpunkteinheit des Philo
sophen. Der relative Abschluß nur; denn zwar begrifflich
muß der Gedanke des Weltganzen in seiner metalogischen