METALOGIK.
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auf das Allgemeine bewußten, Besonderen. Ein Besonderes,
das vom Allgemeinen »weiß«, ist nicht mehr bloß Besonderes,
sondern Besonderes, das, ohne aufzuhören wesentlich Beson
deres zu sein, doch schon an die Grenze des Machtbereichs
des Allgemeinen getreten ist. Das ist das »Individuum«, das
Einzelne, das die Merkmale des Allgemeinen, und zwar nicht
des Allgemeinen überhaupt, das ja keine »Merkmale« hat,
sondern seines Allgemeinen, seiner Art, seiner Gattung, am
Leibe trägt und trotzdem noch wesentlich Besonderes, aber
nun eben »individuelles« Besonderes ist. Die Individualität ist
nicht etwa ein höherer Grad der Besonderheit, sondern eine
Station auf dem Wege des reinen Besonderen zum All
gemeinen. Die andere Station liegt an dem Punkt, wo das
Besondere unter die entschiedene Herrschaft des Allgemeinen
getreten ist. Was über diesen Punkt hinausliegt, wäre das
reine Allgemeine, in dem das Besondere spurlos aufgegangen
wäre; aber der Punkt selbst bezeichnet den Augenblick der
Bewegung, wo das Besondere trotz des entschiedenen Sieges
des Allgemeinen doch noch durchzuspüren ist. An diesem
Punkt steht, wie an dem ersten das »Individuum«, so hier die
»Gattung« oder wie man sonst dies Allgemeine nennen will,
das nicht schlechtweg allgemein, sondern ein individualisiertes
Allgemeines, eine besondere Allgemeinheit ist. Denn Art,
Gattung oder, um in die menschliche Sphäre überzugehen,
Gemeinschaft, Volk, Staat sind alles Begriffe, die nur ihrem
eigenen Besonderen gegenüber unbedingte Allgemeinheiten,
abgesehen davon aber Einheiten sind, die durchaus unter sich
zu Mehrheiten — Gattungen, Völkern, Staaten — zusammen
treten können. So wie andrerseits auch das Individuum
schlechhinnige Einzelheit nur ist gegenüber seiner Gattung
und doch nur deswegen fähig ist, Vertreter einer — seiner —
Gattung zu sein, weil es gegenüber dem nackten, blinden Be
sonderen schon eine Mehrheit darstellt; eine Mehrheit nämlich
mindestens von zwei Bestimmungen, dem Gattungsmerkmal
und seinem Eigentümlichen.