ERSTER TEIL: ZWEITES BUCH
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Stelle des einen und allgemeinen, also absoluten Zweifels der
hypothetische Zweifel, der, eben weil nicht mehr »de
omnibus«, sich auch nicht mehr als Zweck, sondern nur noch
als Mittel des Denkens fühlen darf. So versinken wir denn
abermals in die Tiefe des Positiven.
A us dem Nichts quillt auch hier wieder, eben weil es nicht
^Nichts bleiben darf, die ursprüngliche Bejahung, das Ja
des Nichtnichts. Aber weil diese Bejahung ein Unendliches
bejahen muß, so kann das bejahte Nichtnichts hier nicht wie
bei Gott das Sein bedeuten. Denn das Sein der Welt ist kein
unendlich ruhendes Wesen. Die unerschöpfliche stets neu
gezeugte und neu empfangene Fülle der Gesichte, das »voller*
Figur=sein« der Welt ist gerade das Gegenteil eines solchen
stets ruhenden, in sich und jeden Augenblick unendlichen
Wesens, als welches wir das Sein Gottes ansprechen. So muß
das Urja hier etwas andres bejahen; anders muß die Uraus-
sage von der Welt lauten. Als ein Unendliches — und als
solches allein kann das Nichtnichts bejaht werden — als ein
Unendliches kann nur bejaht werden ein »überall« Seiendes
und »immer« Währendes. Die Worte »überall« und »immer«,
die der göttlichen Physis gegenüber nur den Sinn eines Gleich
nisses hätten, nur der stammelnde Ausdruck wären für Unaus-
drückbares, treffen hier im Falle der Welt genau zu. Das
Sein der Welt muß wirklich ihr Überall und Immer sein.
Überall und immer ist aber das Sein der Welt nur im Denken.
Der Logos ist das Wesen der Welt.
Erinnern wir uns hier dessen, was wir über das Verhältnis
der Welt zu ihrem Logos in der Einleitung vorangeschickt
haben. Das Denken ist als ein vielverzweigtes System ein
zelner Bestimmungen in die Welt ergossen. Es ist das aller
orten und jederzeit in ihr Geltende. Es verdankt seine Bedeu
tung für die Welt, seine »Anwendbarkeit«, jener Verzweigung,
jener Vielfältigkeit, zu der es sich entschlossen hat. Es ließ
das, mit dem Tragiker zu reden, »einfältige Wort der Wahr
heit« in seinem Rücken liegen; eben dieser Abwendung ent