METAPHYSIK
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seinen selbst gedanklich nur im salto mortale zu erschwin
genden Platz hat. Offenbar gibt es hier nichts mehr weiter;
es ist ein Äußerstes; dahinter liegt bloß noch das reine Nichts;
die erste Station auf dem Wege, der vom Nichts zum Nicht
nichts führt, wird von diesem Begriff in letzter noch irgend
möglicher Verflüchtigung alles Wesens bezeichnet.
Die Macht des Himmels, an den das klassische China
glaubt, hat sich wie jede tätige Macht durch einfache Vernei
nung vom Nichts gelöst. Die Vielheit der Dinge wird in dieses
machtvolle Allumfassende nicht aufgesogen wie das Selbst,
und alles Selbst, in die Meeresstille des Brahman; der Himmel
schließt alles ein, indem er über alles gewaltig ist. Seine
Macht ist Tat, ihr Symbol die Gewalt, die das Männliche dem
Weiblichen tut. Nicht als ein unendliches Ja äußert sie sich also,
sondern als ein jeden Augenblick erneuertes Nein gegen Jeg
liches, was in ihr beschlossen ist. Die Abstraktion, die auch
hier noch hinter diese elementare Abstraktion den Sprung
rückwärts wagte bis hart an die Grenze alles Elementaren im
Nichts, mußte an die Stelle von Gott und Göttern als Gott*
»heit« einen Begriff der höchsten Macht stellen, die vom
Nichts sich nur darin unterschied, daß sie sich auf Tat und
Wirkung bezog, welche Beziehung aber selber einzig die des
— Nichtstuns war. Das Tao ist dies nur tatlos Wirkende,
dieser Gott,, der sich »mäuschenstill« hält, damit die Welt sich
um ihn bewegen kann. Es ist ganz unwesenhaft; nichts ist in
ihm, so wie etwa alles Selbst im Brahman »ist«. Vielmehr es
selbst in allem, aber wiederum nicht wie alles Selbst
im Brahmann »ist«, also nicht wie — nach dem Gleichnis
der Upanischaden — Salzkristalle in der Lösung, sondern
— höchst bezeichnend auch hier wieder die Gleichnisse — wie
die Nabe in den Speichen, wie die Fenster in der Wand, wie
der Hohlraum im Gefäß: es ist das, was dadurch, daß es
»nichts« ist, das Etwas »brauchbar« macht, der selbst
bewegungslose Beweger des Beweglichen. Es ist die Nicht
tat als der Urgrund der Tat. Auch hier wieder ein Äußerstes:
die eine mögliche Gestalt, die der Atheismus annehmen kann,