Full text: Der Stern der Erlösung

sondern auch kein Möglich mehr. Der Stern der Erlösung, in 
dem die Wahrheit Gestalt gewinnt, kreist nicht. Was oben 
steht, steht oben und bleibt oben stehn. Standpunkte, Welt- 
und Lebensanschauungen, Ismen jeglicher Art — das wagt sich 
alles unter diesem letzten einfachen Blick der Wahrheit nicht 
mehr hervor. Die Standpunkte versinken vor der einen be 
ständigen Schau. Welt- und Lebensanschauungen vergehen 
in die eine Anschauung Gottes. Die Ismen verziehen sich vor 
dem aufgehenden Gestirn der Erlösung, die, einerlei ob man 
an sie glaubt oder nicht, jedenfalls als eine Tatsache gemeint 
ist und kein Ismus. Es gibt also ein Oben und Unten, unver- 
tauschbar, unverdrehbar. Auch der Erkennende darf nicht 
Wenn sagen. Auch ihn beherrscht das So, das So=und=nicht= 
anders. Und eben deswegen, weil es in der Wahrheit Oben 
und Unten gibt, deshalb dürfen nicht bloß, sondern müssen 
wir sie das Antlitz Gottes heißen. Wir sprechen in Bildern. 
Aber die Bilder sind nicht willkürlich. Es gibt notwendige und 
zufällige Bilder. Die Unverkehrbarkeit der Wahrheit läßt sich 
nur in dem Bilde eines Lebendigen aussprechen. Denn im 
Lebendigen allein ist schon von Natur und vor aller Setzung 
und Satzung ein Oben und Unten ausgezeichnet. Und im 
Lebendigen wieder dort, wo ein Selbstbewußtsein dieses Aus 
zeichnens wach ist: im Menschen. Der Mensch hat oben und 
unten an seiner eignen Leiblichkeit. Und wie die Wahrheit, 
die sich im Stern Gestalt gibt, innerhalb des Sterns als ganze 
Wahrheit wiederum zu Gott und nicht zur Welt oder zum 
Menschen zugeordnet ist, so muß sich auch der Stern noch 
einmal spiegeln in dem, was innerhalb der Leiblichkeit wieder 
das Obere ist: das Antlitz. Es ist deshalb kein Menschen 
wahn, wenn die Schrift von Gottes Antlitz und selbst seinen 
einzelnen Teilen redet. Die Wahrheit läßt sich gar nicht 
anders aussprechen. Erst indem wir den Stern als Antlitz 
schauen, sind wir ganz über alle Möglichkeit von Möglichkeiten, 
hinweg und schauen einfach. 
Gleich wie der Stern in den zwei übereinandergelegten 
Dreiecken seine Elemente und die Zusammenfassung der Ele 
mente zur einen Bahn spiegelt, so verteilen sich auch die
	        
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