METAPHYSIK
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festgedegt wird — nicht die »stete« Eigentümlichkeit, sondern
eine vom Satzganzen, von den »andern« Bestandteilen des
Satzes abhängige. Nehmen wir als Beispiel zunächst zwei
extreme Fälle, nämlich für das Ja die Nichts=als=Aussage, das
prädikativische Eigenschaftswort, für das Nein den Nichts^
als^Aussagegegenstand, das substantivische Subjekt. Das
Wort »frei« hat einen bestimmten Sinn, unabhängig davon, ob
es in dem Satz »der Mensch ist freigeschaffen, ist frei« steht,
oder in dem andern »der Mensch ist nicht geschaffen, frei zu
sein«. Dieser bewegungslose Sinn ist das Werk des heim
lichen Ja. Dagegen das Wort »Mensch« etwas ganz Ver
schiedenes ist, insofern von ihm ausgesagt wird, daß er ein
Bürger zweier Welten ist, als insofern er ein politisches Tier
genannt wird; diese Verschiedenheit, die jedesmal durch die
andern Glieder des Satzes geschaffen wird, denen das eine
Subjekt gegenübertritt, ist das Werk des heimlichen Nein.
Und nun als abschließendes Beispiel ein ganz unextremes: das
Wort »bis« bedeutet immer den Abschluß einer sukzessiv
gedachten Größe, aber in »bis morgen« geht es auf eine Zeit
strecke. und zwar eine zukünftige, in »bis an die Sterne weit«
auf eine Raumstrecke. Der übrigens hier leicht erweckte
Anschein, als ob das »heimliche Ja« also in Wirklichkeit, und
nicht bloß in der begrifflichen Reihenfolge (als Möglichkeit des
Bejahens), dem »heimlichen Nein« vorangehen müßte und letz
teres also weniger ursprünglich sei, wird durch die einfache
Überlegung beseitigt, daß wir ja in Wirklichkeit jene »steten«
festen Bedeutungen der Worte nur aus ihren Zusammen
hängen im Satz entnehmen und daher diese »Stetigkeit« im
einzelnen Fall gar nicht wirklich vorliegt, sondern im Gegen
teil jeder neue Satzzusammenhang, in den ein Wort tritt, den
»stetigen« Charakter des Worts wandelt und also die Sprache
in der lebendigen Rede sich stets erneuert.
Wir sprachen eben schon ganz unbefangen von Satz und
Zusammenhang. Eigentlich aber ist mit dem Ja und dem
Nein immer nur das einzelne Wort vorbereitet, wenn auch
tnit dem Nein schon in seiner Beziehung auf den Satz. Der