Kunst für den Menschen, und mag jener den Strom der Zeit
an den Epochen der Weltgeschichte aufzustauen, diese ihn in
das unendliche Kanalsystem der Erlebnisse abzuleiten suchen
— mögen sie doch! der im Himmel sitzt, spottet ihrer; er hält
ihrer schon einander widerstreitenden Geschäftigkeit das stille
Wirken der geschaffenen Natur entgegen, in deren Wahrheit
die vergötterte Welt begrenzt und gestaltet ist zu ewigem
Leben, der vergötterte Mensch gebeugt und entboten
zu ewigem Weg, und also beide, Welt und Mensch,
gemeinsam Gottes Herrschaft untergetan sind. Denn
selbst der Kampf um die Zeit, in dem sich Staat und
Kunst gegenseitig aufreiben müßten, weil der Staat ihren
Fluß bannen, die Kunst in ihm treiben will, selbst dieser
Kampf ist in der gottbeherrschten Natur geschlichtet; in der
Ewigkeit des Lebens und der Ewigkeit des Wegs finden Welt
und Mensch nebeneinander Platz; da sind sie vergöttlicht,
ohne daß sie vergöttert würden.
Erst vor der Wahrheit also sinkt der Taumel allen Heiden
tums in sich zusammen. Seinem trunken blinden Sich- und
Nursichsehenwollen, wie es im ewigen Kampf von Staat und
Kunst aufgipfelt, tritt die überlegen ruhige Macht der göttlichen
Wahrheit entgegen. Sie, weil sie alles als eine einzige große
Natur zu ihren Füßen liegen hat, mag einem jeden seinen An
teil zuweisen und so das All ordnen. Solange Staat und
Kunst sich beide, jedes sich, für allmächtig halten dürfen,
solange nehmen sie auch jedes, und mit Recht, die ganze
Natur für sich in Anspruch. Sie kennen beide die Natur nur
als ihren »Stoff«. Erst die Wahrheit konnte, indem sie den
Staat wie die Kunst, jenen am ewigen Leben, diese am ewigen
Weg, begrenzte, die Natur von dieser doppelten Sklaverei be
freien und sie wieder zur einen machen, in der nun Staat und
Kunst sich ihren Anteil nehmen mögen, doch nicht mehr. Und
die Wahrheit — von wo sonst zöge sie ihre das All der Natur
tragende Pfeilerkraft als von dem Gott, der sich in ihr und nur
in ihr Gestalt gibt. Es gilt letzthin vor dem Blick der Wahr
heit nicht bloß kein Vielleicht — das entschwand längst —,