DER STERN ODER DIE EWIGE WAHRHEIT
Wachstum wachsenden Welt und der sich im Glauben er
neuernden Seele verlöre. Die östliche Kirche, die, getreu ihrem
Ursprung bei Johannes und den griechischen Vätern, das Amt
der Bekehrung der Weisheit auf sich genommen hatte, sie
zeigt hinfort das große Bild jener Gefahr der Gottvergeisti
gung, die aus einer anarchischen Welt, einer chaotischen Seele
sich flüchtet in die Hoffnung und die Schau.
Das All des verschlossenen Menschen erschlossen die Wege
des Priesters und des Heiligen. Auch sie strahlten, obwohl
ebenfalls vom gleichen Strahl des Sterns der Erlösung aus
gehend, auseinander und schienen sich zu verfassen zum
Gegensatz, der unter Menschen Mensch vom Menschen schied.
Und auch hier brach vor diesem Gegensatz das Heidentum,
das unter Menschen jeden von jedem in hundertfacher Schei
dung schied, immer aufs neue zusammen. Denn alle heidnische
Scheidung schied nach dem dauerhaften Merkmal von Gestalt
und Farbe und Sprache und Rang oder nach den flüchtigen
Wallungen des Augenblicks in Haß und Liebe. Aber alle jene
dauerhaften Male wurden zunichte vor dem einen unzerstör
baren Charakter des Priesters, der ihn von den Laien schied,
und aller Sturm der Wallungen des Augenblicks brach sich am
Heiligen, an seiner einen großen immer neuen Leidenschaft der
Liebe. Vor dem Gewichte jener Form wurde alle Fülle der
heidnischen Formen unwichtig; vor der Größe jener Lei
denschaft schwand alle Willkür heidnischer Leidenschaften und
ward zunichte. Aber dennoch blieb der Gegensatz, der zwar
den heidnischen Taumel des Menschlichen auffing und stillte;
die Gestillten lagen untereinander weiter im Kampf; zwischen
Form und Freiheit, zwischen Priester und Heiligem blieb im
All der Menschlichkeit der Friede ebenso ungeschlossen wie
auch zwischen der einen Form und der Fülle der Gestalten,
der einen Freiheit und den Leidenschaften. Die Einung winkte
auch hier wieder erst dort, wo die beiden Wege jenseits alles
Wegs wieder zusammentrafen, um die Menschheit unter die
sem Kreuz zu sammeln. Von dort winkte das Bild dessen, der
der Christenheit gesagt hatte: Ich bin die Wahrheit. Der