DER STERN ODER DIE EWIGE WAHRHEIT
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Seine Wahrheit kommen, und als solche kann er sie nicht
anders erfahren, als indem er sie sich im Wahrlich zu seiner
zueignet. Denn nur was man als Gabe empfängt, nur das lehrt
einen den Geber erkennen. Was ich bloß finde, gilt mir für
herrenloses Gut, bestenfalls für eine verlorene Sache. Nur
das Geschenk erfahre ich, grade weil und indem es mein wird,
als das Eigentum des Gebers. So gilt mir die Wahrheit erst
für Gottes Wahrheit, indem ich sie im Wahrlich zu meiner
mache. Was aber kann ich also mein machen? Nur das, was
mir an meinem inneren Hier und Jetzt zuteil wurde. Ob das
die »ganze« Wahrheit sei, was kümmert mich das. Genug, sie
ward mir »zu Teil«. Sie ward mein Anteil. Daß Gott die
Wahrheit ist in jenem Sinne, in dem wir es nun festgestellt
haben: Ursprung der Wahrheit, — ich kann es nur erfahren,
indem ich erfahre, daß er »mein Teil« ist, »der Anteil meines
Kelchs, am Tag da ich ihn rufe«.
I3e=währt also muß die Wahrheit werden, und grade in der
Weise, in der man sie gemeinhin verleugnet: nämlich indem
man die »ganze« Wahrheit auf sich beruhen läßt und dennoch
den Anteil, an den man sich hält, für die ewige Wahrheit
erkennt. So muß es geschehen, weil es hier um Ewiges geht.
Im Ewigen wird der Triumph über den Tod, der darin ver
schlungen ist, gefeiert. Im Triumphzug werden des Tods zer
brochene Waffen aufgeführt. Der Tod hatte alles Leben ab
mähen wollen, daß es nicht bis hin zum ewigen Ende lebte. Er
hatte darauf gepocht, daß alles Ende nur erstorben werden
könne. Im ewigen Volk wird ihm siegreich entgegengehalten,
daß das Ende auch erlebt werden kann. Da zerbricht dem
Schnitter seine Sense. Der Tod war auf allen Wegen einher
geritten und hatte darauf gepocht, daß alles Gehen auf ihnen
nur Vergehen sei. Der ewige Weg wird begangen ohne zu
vergehen; denn jeder Schritt geschieht wieder von seinem
Anfang her. Da brechen dem Reiter die Schenkel seiner
Mähre. Der Tod hatte aller Wahrheit gehöhnt, daß sie doch
gebunden sei an ein armseliges Stück Wirklichkeit und schon
dadurch die Wahrheit verleugne; so müsse ihm alles ver