DER STERN ODER DIE EWIGE WAHRHEIT 483
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Mit welchem Wort wäre aber das, was über den Worten läge,
zu fassen? Es dürfte ebenso wenig unter den Worten selber
Platz finden wie das Nichts. Das Etwas ist in der Welt der
Worte zuhause. Aber über dieser Welt liegt, ebenso un
heimisch in ihr wie das Nichts, das All. Und zwar das wahre
All, das All, das nicht in Stücke springt wie in der Welt des
Nichts, sondern das eine All, das All und Eine.
Dies ist das Wesen des Lebendigen. Es ist wie der Tod
in der Schöpfung, so in der Erlösung das letzte Wort. Das
letzte Wort und also hinüberweisend in ein Jenseits der Worte
wie der Tod. Es bezeichnet das Erlöste, wie der Tod das
Ungeschaffne. Und diesem Wesen wäre Qott als der Herr des
Lebens wesensgleich. Er wäre der Herr des All und Einen.
Das aber, diese Herrlichkeit über das All und Eine, ist gemeint
mit dem Satz: Gott ist die Wahrheit.
D enn wie über das vielgespaltene Nichts nur Nichtse
herrschen können, so über das eine All nur ein Einer, der
noch neben, noch über ihm Platz hat. Was aber hat neben
dem einen All als der volLendeten Wirklichkeit noch Platz als
— die Wahrheit. Denn die Wahrheit ist das einzige, was mit
der Wirklichkeit ganz eins und in ihr nicht mehr scheidend,
sich gleichwohl noch von ihr als Ganzem scheidet. Wahrheit
thront über der Wirklichkeit. Und so wäre denn die Wahrheit
— — Gott?
Nein. Hier betreten wir den Gipfel, von dem aus der ganze
zurückgelegte Weg zu unsern Füßen liegt. Die Wahrheit ist
nicht Gott. Gott ist die Wahrheit. Um zunächst an das Letzt
gesagte anzuknüpfen: Nicht die Wahrheit selber thront übet
der Wirklichkeit, sondern Gott, weil er die Wahrheit ist. Weil
Wahrheit sein Siegel ist, kann er Einer sein über dem All und
Einen der Wirklichkeit. Die Wahrheit ist das Szepter seiner
Herrschaft. Im All und Einen vollendet sich das Leben, es ist
ganz lebendig. Insofern die Wahrheit mit dieser ganz leben
digen Wirklichkeit eins ist, ist sie ihr Wesen; insofern sie sich