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ERSTER TEIL: ERSTES BUCH
dem es etwa folgen müßte; es kann ihm nichts vorausgehen,
weil es als unendlich und nicht als endlich gesetzt ist. Es ist
schlechthinige ruhende, aber unendliche Tatsächlichkeit; ob in
dieses stille Meer der innergöttlichen Physis ein Sturm hinein
fahren wird, der seine Fluten aufbrausen läßt, ob aus seinem
eigenen Schoß sich Wirbel und Wellen bilden, die in die stille
Fläche strömende Bewegung bringen, — das wissen wir noch
nicht. Vorerst ist es »A«, — unbewegtes, unendliches Sein.
W issen wir wirklich nicht, welche von den beiden Mög
lichkeiten, der Sturm von außen oder der Wirbel von
innen die glatte Fläche in Bewegung bringen wird? Der Fläche
selber freilich sehen wir nichts an. Aber erinnern wir uns
doch, wie dies unbewegte Wesen uns entstand im Ja und wie
wir soeben vorgreifend ausführten, daß das Ja stets die
rechte, die »x«-Seite der Gleichung y=x einnahm. Damit ist
schon für die erste der beiden Bewegungsmögliohkeiten ent
schieden. Im Ja liegt nichts, was über es selbst hinaustreibt;
es ist das »so«. Vom Nein also muß die Bewegung kommen.
Das Nein ist ebenso ursprünglich wie das Ja. Es setzt
nicht etwa das Ja voraus. Diese Voraussetzung macht wohl
das einzelne abgeleitete Nein. Das ursprüngliche aber setzt
nichts voraus als das Nichts. Es ist Nein des Nichts. Aber
nun freilich: es entbricht zwar unmittelbar dem Nichts, eben
als dessen Verneinung, kein Ja geht ihm voraus; wohl aber
eine Bejahung. Nämlich: es setzt zwar nur das Nichts voraus,
aber das von ihm vorausgesetzte Nichts ist kein Nichts, bei
dem es sein Bewenden hätte haben dürfen, nicht das Ewig
leere, das Mephistopheles sich liebt, sondern ein Nichts, aus
dem das Ja hervorquellen mußte, das Nichts, das nur als ein
Nichts des Wissens gedacht war, nicht als positives gesetztes
Nichts, nicht als »dunkler Grund«, nicht als »Abgrund der
Gottheit«, sondern als Ausgangspunkt des Denkens über Gott,
als Ort der Stellung des Problems. Zwar nicht das Ja selber,
aber das Nichts, aus dem Bejahung hervorgehen mußte, geht
dem ursprünglichen Nein voraus. So ist das Nein, unbeschadet