DIE STRAHLEN ODER DER EWIGE WEG
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Verzicht auf seine Ewigkeit und damit den Tod. Die Christen
heit muß missionieren. Das ist ihr so notwendig wie dem
ewigen Volk seine Selbsterhaltung im Abschluß des reinen
Quells des Bluts vor fremder Beimischung. Ja das Missio
nieren ist ihr gradezu die Form ihrer Selbsterhaltung. Sie
pflanzt sich fort, indem sie sich ausbreitet. Die Ewigkeit wird
Ewigkeit des Wegs, indem sie nach und nach die Punkte des
Wegs alle zu Mittelpunkten macht. Das Zeugnis für die Ewig
keit, das im ewigen Volk die Erzeugung ablegt, muß auf dem
ewigen Weg wirklich als Zeugnis abgelegt werden. Jeder
Punkt des Wegs muß einmal bezeugen, daß er sich als Mittel
punkt des ewigen Wegs weiß. Statt des fleischlichen Fort-
strömens des einen Bluts, das im gezeugten Enkel den Ahn be
zeugt, muß hier die Ausgießung des Geistes in dem ununter
brochenen Wasserstrom der Taufe von einem zum andern
weiterfließend die Gemeinschaft des Zeugnisses stiften. An
jedem Punkt, den diese Geistausgießung erreicht, muß der
ganze Weg als eine ewige Gemeinschaft des Zeugnisses über
sehbar sein. Er wird übersehbar nur, wenn Inhalt des Zeug
nisses der Weg selber ist. Im Bezeugen der Gemeinschaft
muß zugleich der Weg bezeugt werden. Die Gemeinschaft
wird Eine durch den bezeugten Glauben. Der Glaube ist der
Glaube an den Weg. Jeder der in der Gemeinschaft ist, weiß,
daß es keinen andern ewigen Weg gibt als den Weg, den er
geht. Zur Christenheit gehört, wer sein eigenes Leben auf dem
Weg weiß, der vom gekommenen zum wiederkommenden
Christus führt.
Dies Wissen ist der Glaube. Es ist der Glaube als Inhalt
eines Zeugnisses. Es ist der Glaube an etwas. Das ist genau
das Entgegengesetzte wie der Glaube des Juden. Sein Glaube
ist nicht Inhalt eines Zeugnisses, sondern Erzeugnis einer
Zeugung. Der als Jude Gezeugte bezeugt seinen Glauben, in
dem er das ewige Volk fortzeugt. Er glaubt nicht an etwas, er
ist selber Glauben; er ist in einer Unmittelbarkeit, die kein
christlicher Dogmatiker für sich je erschwingen kann, gläubig.
Es liegt diesem Glauben wenig an seiner dogmatischen Fest