METAPHYSIK
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lichkeit, also gerade in seiner »Positivität«. Deshalb müssen
wir das Nichts des gesuchten Begriffs an den Anfang stellen;
wir müssen es in unsren Rücken bringen; denn vor uns liegt
als Ziel ein Etwas: die Wirklichkeit Gottes.
Gott also ist uns zunächst ein Nichts, sein Nichts. Vom
Nichts zum Etwas, oder sagen wir schärfer: vom Nichts zu
dem, was nicht Nichts ist — denn wir suchen kein »Etwas« —
führen zwei Wege, der Weg der Bejahung und der Weg der
Verneinung. Die Bejahung, nämlich des Gesuchten, des
Nichtnichts; die Verneinung, nämlich des Vorausgesetzten, des
Nichts. Diese zwei Wege sind untereinander so verschieden,
ja so entgegengesetzt wie — nun eben wie Ja und Nein. So
sind auch die erreichten Punkte nicht etwa einerlei mit dem,
der vorhin als das »Gesuchte« bezeichnet wurde, sondern
untereinander verschieden — wieder wie Ja und Nein. Das
Ja gilt dem Nichtnichts, das Nein dem Nichts. Bejahung des
Nichtnichts setzt — wie jede Bejahung, die durch Verneinung
geschieht, — ein Unendliches, Verneinung des Nichts setzt —
wie jede Verneinung — ein Begrenztes, Endliches, Bestimmtes.
Wir sehen also das Etwas in zweierlei Gestalt und in zweierlei
Verhältnis zum Nichts: einmal als seinen Anwohner und
einmal als seinen Entronnenen. Als Anwohner des Nichts ist
das Etwas die ganze Fülle alles dessen, was nicht Nichts —
ist, in Gott also, da wir außer ihm hier nichts kennen, die
ganze Fülle dessen, was in ihm »ist«; als Entronnener hin
gegen, der soeben das Gefängnis des Nichts brach, ist das
Etwas nichts weiter als das Ereignis dieser Befreiung vom
Nichts; es ist ganz bestimmt von diesem seinem einen
Erlebnis, in Gott also, dem von außen, mindestens hier, nichts
geschehen kann, ganz und nur Tat. Ohne Ende entquillt so
dem Nichts das Wesen, in scharfer Begrenzung entbricht ihm
die Tat. Beim Wesen fragt man nach dem Ursprung, bei der
Tat nach dem Anfang.
Aus guten Gründen gehen wir hier zunächst nicht über
diese bloß formellen Bestimmungen hinaus; wir wollen uns