DIE STRAHLEN ODER DER EWIGE WEG
Messias kommen wird, und es wird ihm gelingen und er wird
hoch sein und erhaben, dann kehren sie alle heim und er
kennen, was Wahn gewesen.
A us dem feurigen Kern des Sterns schießen die Strahlen.
^Sie suchen sich ihren Weg durch die lange Nacht der
Zeiten. Es muß ein ewiger Weg sein, kein zeitlicher, ob er
gleich durch die Zeit führt. Er darf die Zeit nicht verleugnen;
er soll ja durch sie hindurchführen. Und dennoch darf die Zeit
nicht Gewalt über ihn kriegen. Und hinwiederum darf er sich
auch nicht, wie es das in sich selber sich fortzeugende ewige
Volk tut, seine eigene Zeit schaffen und sich dadurch von der
Zeit frei machen. So bleibt ihm nur eins: er muß der Zeit Herr
werden. Wie aber könnte das geschehen? Wie könnte ein
Weg, der die Zeit durchläuft, statt von der Zeit abgeteilt zu
werden, selber die Zeit abteilen?
In der Frage liegt schon die Antwort. Doch nur deswegen
bestimmt der Takt der Zeit alles, was in ihr geschieht, weil
die Zeit älter und jünger ist als alles, was geschieht. Wenn
ihr ein Geschehen entgegenträte, das seinen Anfang und sein
Ende außer ihr hätte, so könnte der Pulsschlag dieses Ge
schehens den Stundenschlag der Weltuhr regeln. Solch Ge
schehen müßte von jenseits der Zeit kommen und in ein
Jenseits der Zeit münden. In jeder Gegenwart zwar
wäre es in der Zeit; aber weil es sich in seiner Ver
gangenheit und in seiner Zukunft unabhängig von der Zeit
weiß, so fühlt es sich stark gegen sie. Seine Gegenwart steht
zwischen Vergangenheit und Zukunft; der Augenblick aber
steht nicht, sondern verfliegt pfeilschnell und ist infolgedessen
nie »zwischen« seiner Vergangenheit und seiner Zukunft, son
dern ehe er zwischen etwas sein könnte, ist er schon ver
flogen. Ein Zwischen kennt der Weltlauf nur in der Ver
gangenheit; nur der vergangene Zeitpunkt ist Zeit*punkt, Ep*
oche, Haltestelle. Die lebendige Zeit weiß nichts von Punkten;
jeder Punkt ist, indem ihn der Augenblick pfeilschnell zu
durchfliegen beginnt, schon durchflogen. Aber in der Ver